Muskeldysbalance: Körpersignale richtig deuten!

Sandra Zürcher 9. Juli 2020

80 % der Bevölkerung hat einen Sitz-Job: stundenlanges, bewegungsloses Sitzen vor dem Bildschirm. Zum Ausgleich eine Runde Joggen reicht bei weitem nicht!

Dieser Artikel wird präsentiert von Medical Running

Selbsteinschätzung oft fehlerhaft

Typische Fehlhaltungen sehen so aus (samt typischer Erklärungsversuche):  Der Kopf ist etwas zu weit vorne (das komme vom PC), plus Rundrücken (von Papa geerbt), ein bisschen Beckenschiefstand (das habe der Therapeut zum Glück wieder gerichtet) und Knickfüssigkeit (seit Kindheit so)… Ach ja, da sind ja noch die Knie: mit denen stimme auch irgendwas nicht… Die Schulter zu weit vorne… Allgemein ziemlich unbeweglich, speziell in den Hüften… O- oder X-Beine… viel Hornhaut an den Füssen, vor allem auf der Aussenseite. So und ähnlich lautet die Selbsteinschätzung vieler Menschen.

Die Medizin weiss heute: Jedes Ungleichgewicht im Körper bringt muskuläre Dysbalancen mit sich, die wiederum die Stellung der Gelenke und Knochen zueinander negativ beeinflussen. Ein Teufelskreis. 

Wegstecken solange es geht?!

Stundenlanges, bewegungsloses Sitzen vor dem PC. Da melden sich schon mal Nacken- oder Rückenbeschwerden. Der Körper macht sich mit einem kleinen Zwicken hier und einem kleinen Zwacken dort bemerkbar. Solche kleine Beschwerden treten zunächst sporadisch, später täglich auf – mal mehr mal weniger. Und – was machen die meisten Menschen? Sie stecken’s einfach weg! Wer will schon als Mimose gebrandmarkt durchs Leben gehen. «Wegstecken solange es geht…» ist eine weitverbreitete Strategie – speziell bei älteren Semestern. Und gar nicht mal so schlecht. Aber es gibt etwas Besseres als Wegstecken! Sinnvoller ist, die kleinen Wehwehchen als wertvolle Signale des eigenen Körpers verstehen und deuten zu lernen. Nur so kommt man den zugrunde liegenden muskulären Dysbalancen auf die Spur. 

Tipps für eine aktive Haltung

  • Instabile Sitzunterlage: Benutze eine instabile Sitzunterlage, das hält deinen Körper in Bewegung. Und bleibe nicht allzu lange sitzen!
  • Strecken und Räkeln in alle Richtungen: Bewege die Arme, den Rücken, die Beine so, wie es gerade passt. Instinktgesteuert, dein Körper weiss wie. Im Liegen, Sitzen und Stehen. Dehne dich in alle Richtungen und nutze dabei den ganzen Bewegungsumfang. Das wirkt Muskelverkürzungen und Verspannungen entgegen.
  • Wer sich selbst gut kennt und die muskulären Dysbalancen des eigenen Körpers identifiziert hat, kann gezielt entgegenwirken: verkürzte und verspannten Muskeln werden gedehnt, schwache Muskeln gekräftigt. So einfach wie wirkungsvoll!

Tipps für mehr Beinkraft im Alltag

  • Gerade Beinachse: Kontrolliere beim Treppenlaufen oder beim Gang vor einem Spiegel deine Beine: Knie immer in Richtung der Füsse.
  • Krafttraining für Einsteiger: Krafttraining stärkt dich für den Alltag. Beginne mit isometrischen Stabilisationsübungen, steigere zuerst die Häufigkeit, dann die Dauer, und erst am Schluss die Belastung.
  • Krafttraining für Fortgeschrittene: Erweitere deine Übungseinheiten mit konzentrischen, dann mit exzentrischen Belastungen. Zur Förderung der Koordination nutzt du am besten systematisch instabile Unterlagen. Führe möglichst den ganzen Bewegungsablauf aus – im Sinne eines Functional Training. Schnellkraftübungen sind nur für geübte SportlerInnen sinnvoll.