Outdoor-Sport in Corona-Zeiten

28. Mai 2020

Was kann man beim Sporttreiben draussen problemlos tun, was sollte man besser lassen?  Die wichtigsten Punkte, die es bezüglich Corona-Gefahr zu beachten gilt.

 


Die wichtigsten «Social Distancing»-Massnahmen, die in der Schweiz seit einiger Zeit gelten, haben viel bewirkt und sind nach wie vor absolut vernünftig. Und mit etwas gesundem Menschenverstand sind sie im Alltag meist relativ konsequent umzusetzen.

Doch wie sieht es im Ausdauersport aus, wo explizite Empfehlungen fehlen oder nur angetönt werden? Unbestritten ist: Sport alleine ist gesund, sicher und wird empfohlen, aktuell sogar mehr denn je. Denn in der freien Natur ist das Ansteckungsrisiko um ein Vielfaches geringer als in geschlossen Räumen. Doch wie sieht es aus, wenn man zu zweit oder in Kleingruppen unterwegs ist? Die wichtigsten ausdauersportlichen Situationen und ihre Einschätzung:

Joggen:

Die 2-Meter-Sicherheitsdistanz wurde für den Fall definiert, dass sich zwei Menschen, die sich im Alltag zueinander gerichtet begegnen, nicht mit einer Tröpfcheninfektion durch die beim Sprechen oder Husten ausgestossene Luft anstecken. Wenn zwei stehende Menschen einander den Rücken zukehren, ist das Risiko einer Ansteckung bereits bei einem Meter Distanz wesentlich geringer.

Beim Joggen gibt es mehrere unterschiedliche Konstellationen:

  • Joggen nebeneinander: Sinnvoll ist ein Abstand von anderthalb Metern. Und dass man beim Sprechen seinen Kopf nicht dauernd dem Joggingpartner zuwendet.
  • Joggen hintereinander: Sollte höchstens kurzfristig oder mit gebührendem Abstand von einigen Metern praktiziert werden, damit man nicht in der Luft bzw. Tröpfchenwolke des Vordermanns unterwegs ist. Hintereinander joggen macht man im Alltag ohnehin kaum, wenn man zu zweit unterwegs ist und genügend Platz hat.
  • Kreuzende Jogger: Wer sich joggend kreuzt und dabei einen Mindestabstand von zwei Metern einhält, ist auf der sicheren Seite und kann sich wie gewohnt freundlich zulächeln.
 

Velo fahren

Auf dem Rennvelo ist die Situation nicht ganz klar. Einerseits ist die 2-Meter-Regel obsolet, weil man sich beim Windschattenfahren theoretisch auch mit mehreren Metern Abstand innert Sekundenbruchteilen in der Tröpfchenwolke des schwitzenden vorderen Fahrers befindet, auf der anderen Seite spielen Wind und Luftturbulenzen auch eine risikomindernde Rolle. Zur Sicherheit ist es sicherlich sinnvoll, vorläufig aufs Windschattenfahren (auch zu zweit) zu verzichten.

  • Rennvelo nebeneinander: Auf dem Velo wird die Atemluft vom Fahrtwind sogleich nach hinten gedrückt. Wer also auf gleicher Höhe mit einem Abstand von mindestens einem Meter nebeneinander fährt, geht kaum ein Risiko ein.
  • Mountainbike: Zu zweit sollte man nach Möglichkeit nebeneinander fahren, einen seitlichen Abstand von mindestens einem Meter einhalten sowie nach vorne und nicht zur Seite sprechen.

Vitaparcours

Corona-Viren können teils relativ lange an Gegenständen haften bleiben, daher ist es möglich, dass sie auf dem Vitaparcours von einem Vorturner noch eine Zeit lang auf der Bank, an den Ringen oder der Reckstange nachzuweisen sind. Doch selbst wenn dadurch theoretisch eine Übertragung stattfinden könnte, ist die Gefahr äusserst minim. Wer auf Nummer sicher gehen will: Handschuhe oder ein Schweissband tragen, damit man sich den Schweiss nicht mit den Händen wegwischen muss (oder sonst zur Not dazu das Shirt benutzen). Und zu Hause wie nach dem Einkaufen die Hände waschen.

Sicherheit ja, Hysterie nein

Im Prinzip gilt also auch beim Sport: Wer das «Social Distancing» wahrt, Abstand hält und nicht in Gruppen gedrängt unterwegs ist, minimiert das Risiko. Unnötig sind:

  • Mit Maske joggen oder Velo fahren
  • Bei einem mit Abstand kreuzenden Jogger das Gesicht abzuwenden
  • Bei einem mit Abstand kreuzenden Velofahrer das Gesicht abzuwenden und einen Sturz in Kauf zu nehmen

Fazit: Sport im Freien ist mit wenig Risiken behaftet, wenn man einige Verhaltensregeln beachtet. Oder wie es Nicolas Müller, leitender Arzt Infektionskrankheiten am Unispital Zürich, formuliert: «Absolute Aussagen sind im Sport sehr schwierig zu machen, aber bei den oben beschriebenen Szenarien und Empfehlungen ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung minimal bis nicht gegeben. Die Gefahr einer Ansteckung steigt, je mehr Leute beisammen sind, je enger der Kontakt ist und je geschlossener der Raum ist, in dem sich die Leute befinden.»

Du darfst also rausgehen, es lohnt sich! Halte Abstand, tue etwas für deine Gesundheit – und bleibe gesund!

 

 

Foto:iStock.com