Die richtige Laufschuhwahl

4. Oktober 2018

 

Laufen ist die natürlichste aller Fortbewegungsarten, aber in unserer modernen Gesellschaft gleichzeitig auch eine Fortbewegungsart, die sich viele nicht mehr gewohnt sind. Entsprechend wichtig ist die Wahl eines guten und passenden Laufschuhs, denn dieser bildet die direkte Verbindung zwischen Mensch und Untergrund. 

Den individuell richtigen Schuh zu finden, ist nicht ganz einfach, denn das Angebot ist riesig und es gilt: Den besten Schuh, der allen passt, den gibt es nicht. Der ideale Laufschuh hängt vom Einsatzgebiet, dem Laufstil, der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie der individuellen Fussform ab. So wählst du deinen Laufschuh:

  • Barfussschuhe: Barfussschuhe wollen dem Fuss das natürliche Barfusslaufen ermöglichen und bieten ihm daher ausser einer schützenden Hülle und einer griffigen Sohle möglichst wenig. Also keine oder kaum Dämpfung, keine Stützen, kein Fussbett! Die Folge: Die Füsse müssen selber arbeiten, wodurch die Fussmuskulatur gefordert und gestärkt wird. Barfusschuhe bieten eine durchaus wertvolle Kräftigungsalternative, sollten aber nur sehr dosiert und zur Abwechslung eingesetzt werden. Läufer mit Problemfüssen und schwacher Fussmuskulatur müssen sich zu Beginn sorgfältig an die spezielle Belastung herantasten.
  • Leichtgewichtsschuhe: Flexible, stark unterteilte und meist relative weiche Sohle, ultraleichtes Stretch-Obermaterial für einen perfekten Sitz, trendiges Design: Bequeme und leichte „Wohlfühlschuhe“ sind die aktuell meistbegehrte Laufschuhgattung. Trotz Leichtbauweise und reduzierten Dämpfungs- und Stützeigenschaften zielt diese Kategorie immer mehr auf den Online- und Massenmarkt, was Gefahren birgt, wenn sie wirklich ausschliesslich zum Lauftraining eingesetzt werden. Denn nicht alle, die einen solchen Schuh kaufen, können einen solchen Schuh auch wirklich laufen, da unterstützende Eigenschaften fehlen. Durch ihre Konstruktionsart sind solche Modelle tendenziell „Schönwetterschuhe“ und bei nassen und anforderungsreichen Bedingungen sowie auf anspruchsvollen Belägen rasch überfordert.
  • Neutrale Trainingsschuhe: Neutrale und funktionelle Trainingsschuhe (Allroundschuhe) sind mit einer guten Fersen- und teilweise auch Vorfussdämpfung ausgestattet, besitzen ein robustes Obermaterial und nur wenige Stabilisationselemente. Sie sind ein guter Kompromiss zwischen Stabilität, Dämpfung, Führung, Robustheit und Flexibilität. Sie lassen ein flüssiges Abrollverhalten zu, bieten dennoch einen guten Halt und sind nicht zu klobig. Der «Allrounder» ist für Läufer mit Normalfüssen gedacht und für solche, die nur einen Laufschuh einsetzen möchten. 
  • Schuhe mit Pronationskontrolle: Schuhe mit einer Pronationskontrolle (auch Stabilitätsschuhe genannt) sind entweder für schwere Läufer oder für Überpronierer geeignet, die bei der Landung zu stark nach innen abknicken. Sie bieten durch die (teils massiven) Pronationsstützen maximale Bewegungskontrolle, sind dafür aber im Mittelfuss weniger flexibel als leichter gebaute Schuhe. Stabilschuhe sind meist auf einem fast geraden Leisten aufgebaut und besitzen dadurch nur eine schwache Taillierung auf der Schuhinnenseite.
  • Trailschuhe: Trailschuhe gibt es mittlerweile in allen Varianten vom leichten Rasenflitzer über den gut gedämpften Roller bis hin zum stabilen Geländeschuh, der auch im Hochgebirge auf Schotter getragen werden kann und wasserabweisend oder gar wasserdicht ist. Trailschuhe unterscheiden sich von normalen Trainingsschuhen in erster Linie durch den Aufbau der Zwischensohle, eine stark profilierte Aussensohle sowie ein robustes Obermaterial. Um die Gefahr des Umknickens zu dämmen, sind möglichst direkter Bodenkontakt und wenig Dämpfung gefragt. 
  • Wettkampfschuhe: Bei Wettkampfschuhen geht’s ums Gewicht und überall wird abgespeckt. Sie sind extrem leicht, bieten aber kaum Dämpfung, Stabilität und Führung. Sie besitzen einen direkten Bodenkontakt und können sich für gut trainierte Läufer anbieten, die einen problemlosen Fuss besitzen, häufig Wettkämpfe bestreiten und technisch gut laufen. Für schwere Läufer und solche mit problematischen Füssen sind Wettkampfmodelle nur bedingt zu empfehlen. Durch die Leichtbauweise und meist höhere Beanspruchung ist die Lebensdauer von Wettkampfschuhen eingeschränkt (rund 300-600 km).
 

Laufschuhkauf mit System

Tipps zur richtigen Schuhwahl

  1. Einsatzgebiet definieren: Wofür brauchst du einen neuen Laufschuh? Zum Strassentraining, zum Trailrunning auf Wurzelwegen, nur bei Sonnenschein oder auch im Regen? Willst du ein leichtes Wettkampfmodell oder lieber einen robusten Allrounder? Wenn du oft und vielfältig laufend unterwegs bist, lohnt es sich, mehrere Laufschuhe zu besitzen, die abwechselnd eingesetzt werden können.
  2. Beratung: Auch in Online-Zeiten sollte man seine Laufschuhe im Fachgeschäft kaufen. Denn dort trifft man (hoffentlich) auf kompetente Beratung. Diese erkundigt sich nach der Trainingshäufigkeit, dem Laufumfang, dem bevorzugten Gelände, dem Leistungsniveau und den anstehenden Wettkampfzielen. Den alten Laufschuh bringt man zum Beratungsgespräch mit, denn Sohle und Abnützung geben wichtige Informationen über den Laufstil. Auch die individuelle Konstitution (Gewicht) spielt bei der Schuhwahl eine Rolle. 
  3. Fusstyp ermitteln: Hast du einen schmalen oder breiten Fuss, einen Normal-, Senk-, Platt-, Spreiz- oder Hohlfuss? Der Spezialist ermittelt mit einem Fussspiegel rasch und kompetent deinen Fusstyp. Informiere den Verkäufer auch über anatomische Besonderheiten (z.B. Fersensporn, Hallux, Hammerzehe usw.). Wichtige Aufschlüsse kann auch ein Testlauf vor dem Geschäft oder allenfalls auf dem Laufband geben. Der Experte erkennt, welchen Laufstil du hast, ob du auf der Ferse, auf dem Mittel- oder Vorfuss landest. Und ob du normal (Pronation) oder zu stark (Überpronation) nach innen knickst oder auf der Schuhaussenkante landest und zu schwach eindrehst (Supination). Aus allen Informationen wählt der Experte mögliche passende Modelle aus.
  4. Richtige Grösse wählen: Offizielle Grössenangaben sind ohne Gewähr. Ziehe dir geeignete Trainingssocken an und probiere die empfohlenen Schuhe. Im Stehen sollte noch 1 cm Platzreserve vor den Zehen vorhanden sein. 
  5. Ausprobieren: Teste die Schuhe am besten vor dem Geschäft und laufe so, wie du es dir gewohnt bist. Achte auf dein Gefühl. Der Laufschuh muss bequem sein. Die Technologien in einem Laufschuh können noch so ausgeklügelt sein: Wenn du dich darin nicht wohl fühlst, wirst du keine Freude daran haben.
 

 

Foto:iStock.com