Frauen laufen anders, warum?

Balz Aklin 27. maggio 2015

Bänder und Gelenke

Die Festigkeit der Bänder einer Frau unterscheidet sich stark von jener der Männer. Deswegen sind die Gelenke anders geführt und gehalten. Bei einer Sportlerin kann ein weich geführtes Gelenk durchaus noch als normal angesehen werden. Dasselbe Gelenkspiel wäre bei einem Mann schon nicht mehr günstig und eine Bandverletzung müsste ausgeschlossen werden. Auf der anderen Seite sollten Verletzungen der Bänder beim weiblichen Knie rascher behandelt werden. Eine Innenbandzerrung wird beispielsweise in einer Schiene ruhig gestellt. Aufgrund der genetisch bedingten geringeren Muskelmasse fehlt bei der Frau häufig die muskuläre Stabilisierungskraft.

Stabilisierung durch den Rumpf

Der weibliche Körper ist auf eine starke Stabilisierung im Rumpf angewiesen. Dies ist bei Läuferinnen besonders wichtig, um einen gesunden Laufstil aufbauen zu können. Eine geschwächte Rumpfmuskulatur ist jedoch einer der Hauptgründe für die Behandlung der weiblichen Patienten im Bereich der Orthopädie und der Sportmedizin. 

Beim Laufen werden enorme Kräfte von den Beinen in die Hüfte und über das Becken in die Lendenwirbelsäule geleitet. Bei jedem Schritt findet dieser Kräfteaustausch abwechselnd übers Kreuz statt. Viele Frauen zeigen bei diesem Vorgang nicht genügend Muskelhaltekraft. Dies zeigt sich umso stärker, je länger die Belastung andauert. Beim Frauenlauf in Bern dürfte dies beispielsweise auf Höhe des Thunplatzes der Fall sein. Ungebremste Kräfte werden dabei bei jedem Laufschritt freigesetzt. 

Im Rücken und Becken kann keine Kompensation stattfinden. Der Rückfuss und das Kniegelenk werden überbelastet. Knieschmerzen, Achillessehnenentzündungen oder Vorfussbeschwerden können dadurch auftreten. Manchmal ist die Ursache für eine Schmerzproblematik nicht in unmittelbarer Nähe, sondern gerade weiter entfernt zu suchen. 

Treten Rückfussbeschwerden bei Läuferinnen häufiger auf als bei Läufern? 

Der weibliche Fuss ist grundsätzlich nicht anders aufgebaut als der männliche. Häufig steht der weibliche Fuss nur anders im Raum. Ist folglich alles nur eine Frage der Geometrie? Nicht immer ist die Ursache für Fussbeschwerden im Fuss zu suchen. Während dem Wachstum verändert sich das menschliche Skelett stetig. Vor allem im Bereich der Hüfte findet deshalb bis ins Erwachsenenalter eine starke Veränderung der Knochenstellung statt. Häufig bleibt bei der Frau der Schenkelhalswinkel zu weit nach vorne geneigt. Dies wirkt sich auf die gesamte Statik des betroffenen Beines aus. Beim Gehen und insbesondere beim Joggen wird die Hüfte vermehrt einwärts gedreht. Die Kniegelenke erfahren dadurch einen starken Einwärtsdrall. Dies fördert die Bildung eines X-Beins. Diese Energie kann häufig nur im Rückfuss ausgeglichen werden, indem der Fuss in der Belastungsphase anders aufgesetzt wird. Diese Fehlbelastung führt oft zu scheinbaren Fussbeschwerden. In einem solchen Fall braucht es gute Joggingschuhe und ein spezifisches Lauftraining, das die Stabilisierung im Bereich der Hüfte und des Beckens fördert.