INTERVIEW MIT LAURIEN VAN DER GRAAF

8. novembre 2016

Als erste Langläuferin nach Evi Kratzer erreichte Laurien van der Graaff 2011 einen Podestplatz in einem Weltcuprennen. Seither läuft die Schweizerin im Sprint stets vorne mit und holt regelmässig Weltcup-Punkte.  

Du bist seit 8 Jahren im Weltcup mit dabei. Welches sind in deinen Augen die wichtigsten Punkte, die dich so weit gebracht haben und zum Erfolg führen? 

Der wichtigste Punkt für mich ist das Vertrauen in das, was ich mache und die Konsequenzen, die ich daraus ziehe oder gezogen habe. Dass ich meinen eigenen Weg gehe, jedes Training mir ein Ziel setze und jeden Tag daran arbeite besser zu werden. 

Die Langlaufsaison steht unmittelbar bevor. Kannst du uns einen Überblick geben, wie viele Stunden du durchschnittlich pro Woche in welchen Trainingsphasen (Aufbauphase, Wettkampfphase, Übergangsphase) trainierst, wie viel du davon auf den Skiern stehst, auf dem Rad sitzt, mit den Rollskiern unterwegs bist und im Kraftraum schwitzt?  

Momentan befinde ich mich in den letzten paar Wochen vor dem Saisonstart. Das heisst, in den letzten Tagen meines Aufbautrainings. Im Durchschnitt trainiere ich rund 22h pro Woche. Im Sommer können es auch bis zu 30h pro Woche sein, dafür während der Wettkampfsaison nicht mehr soviel, da man durch das viele Reisen nicht mehr soviel trainieren kann. 

Das Aufbautraining gestaltet sich sehr abwechslungsreich. So brauche ich praktisch die ganze Palette an Ausdauersportarten, vom für uns wichtigsten den Rollskiern über Fusslauf, Biken oder Schwimmen. Weiter verbringe ich auch rund 3h pro Woche mit Kraftraining und Koordinationsübungen. 

Während der Wettkampfsaison setze ich sehr gezielte und harte Trainings. Dies als Vorbereitung auf die jeweiligen Wettkämpfe. Weiter ist ein Schnellkrafttraining pro Woche dabei, um die Muskulatur auf die schnellen Reize vorzubereiten. 

 Wenn dann die Saison vorbei ist, geniesse ich rund 2-3 Wochen mit fast keinem Training, bevor ich dann langsam wieder „einschleiche“ mit lockerem Training. In dieser Phase investiere ich viel in diverse kleine Kräftigungsübungen, um ohne Beschwerden im Bewegungsapparat durch die Vorbereitung zu kommen. 

Du hast dich auf die Sprintrennen spezialisiert. Wie unterscheidet sich dein Training von jenem einer Langläuferin, die über die langen Strecken Ziele verfolgt?  

Mein Training unterscheidet sich grundsätzlich nicht gross. Bis Herbst sieht es sehr ähnlich aus. Vor der Saison werden dann vermehrt „sprintspezifische“ Reize gesetzt und kürzere schnellere Einheiten eingebaut. 

Welches sind deine Tipps für all jene Volksläufer, die dieses Jahr erfolgreich an einem Langlaufrennen wie zum Beispiel dem Engadin Skimarathon starten wollen? Kannst du uns 3 Tipps für die Vorbereitung und 3 Tipps für das Rennen geben?  

  1. Der wichtigste Tipp, den ich allen Volksläufern mitgeben will, ist, dass man nicht mehr allzu viel in der Woche vor dem Wettkampf trainieren soll. Ich sehe immer wieder Leute, die eine Woche vor dem Engadiner sich eine Woche frei nehmen und dann jeden Tag Stunden auf den Skiern verbringen und dann am Wettkampftag müde sind. 
  2. Ändert nicht eure Gewohnheiten. Sprich, trainiert das, was ihr gewohnt seid und macht während dem Wettkampf keine Experimente mit der Verpflegung. 
  3. Sonst ist das Wichtigste, das sehe ich auch viel bei mir selber, dass man manchmal einen Schritt zurück macht und ganz genau "hört", was der Körper jetzt braucht. Ob dies nun ein hartes, ein lockeres, ein langes oder ein kurzes Training ist oder sogar einfach nur Schlaf. So setzt man den richtigen Trainingsreiz am jeweiligen Tag. 

Wir danken Laurien van der Graaff für die spannenden Antworten.