Interview mit Dieter Baumann

26. Februar 2019

Der weisse Kenianer wusste den übermächtigen Gegnern des schwarzen Kontinents erfolgreich das Wasser zu reichen. Heute ist Dieter Baumann, der mit 12:54,70 über 5000m immer noch die schnellste Zeit eines Läufers nichtafrikanischer Abstammung innehat, als Kabarettist und Blogger tätig. 

27 Jahre sind es her, seit du in einem denkwürdigen Finale zum Olympiasieg gesprintet bist. Welches sind in deinen Augen ganz allgemein die drei Schlüssel zum Erfolg?

Ja, ist schon sehr lange her. Und ehrlich gesagt ist so ein Rückblick auf dieses eine Ereignis kaum noch möglich. Generell würde ich sagen, dass zu einem "Erfolgsmodell" - und ich sage das bewusst in Anführungszeichen, zunächst einmal Gesundheit und Kontinuität gehört. Training mit vielen Unterbrechungen wegen Verletzung oder Krankheit sind immer schwierig. Dazu braucht es Ruhe und Konzentration auf das Wesentliche. Dies bedingt ein gutes Team, gute Unterstützung von Freunden, Familie, Trainer. Und dann natürlich auch die Bereitschaft zu arbeiten. Fleissig sein - ich weiss in unserer heutigen Welt ein Unwort, aber ohne einen gewissen Trainingsfleiss funktioniert es nicht.  

 

Du hast in deiner Karriere fantastische Erfolge feiern können. Gibt es trotzdem etwas, das du anders machen würdest, wenn du das Rad der Zeit zurückdrehen könntest?

Nein.

Heute stehst du immer noch im Rampenlicht, jedoch als Kabarettist. Erzähle uns doch, wo allenfalls die Gemeinsamkeiten liegen und was dein neues Programm zu bieten hat.

Das Theaterleben ist sehr ähnlich wie das eines Athletenleben. Wir proben/trainieren, haben Wettkämpfe/Auftritte und ziehen umher von Stadt zu Stadt. Einfach herrlich. Auch ist diese Aufregung da, vor dem Auftritt, wie beim Wettkampf und ja, ich habe einen Startschuss - um 20:00 Uhr geht es los, dann muss ich konzentriert sein, meine Leistung auf den Punkt bringen (ca. 2 Stunden) und am Ende laufe ich durchs Ziel. Meistens glücklich und zufrieden. Ich mag diese Abläufe und da kommt mir die Sozialisation über den Leistungssport natürlich für diese neue Art der Tätigkeit wirklich zu Gute. Und: mein neues Programm ist tatsächlich eine Weltsensation! Denn ich gestalte meine Theatershow vom Laufband aus. Ich laufe, tanze, zaubere und singe - auf dem Laufband. 1:30 Stunde. Das hat es in der Theaterwelt so noch nicht gegeben. Und für die Schweiz gesprochen: die Handlung ist in Biel. Denn ich laufe auf dem Laufband meinen 100 Kilometerlauf von Biel noch einmal nach. Also zugegeben, ein wenig abgekürzt. Sonst würde es ja ein langer Abend werden. Ich meine, läuferisch hätte ich das natürlich drauf, .... kurzum: das muss man gesehen haben.  

Die nächste Möglichkeit bietet sich am 8. März im Hotel Schweizerhof in Luzern. (Mehr Infos)

 

Du bist immer noch eng mit der Szene verbunden, kommentierst beispielsweise grosse Städtemarathons wie den Berlin oder Frankfurt Marathon mit spannenden Hintergrundinfos und dem wichtigen Auge fürs Detail. Wie hat sich der Laufsport in den letzten Jahren entwickelt? Welches sind deine wichtigsten Erkenntnisse in Bezug auf Training und Wettkampf?

Die Veränderungen sind überschaubar. Es gibt ja für jede Zeit eine Art Modeerscheinung. Heute sind es mal wieder schnellere, bis sehr schnelle Dauerläufe. Vor allem im Bereich des Marathonlaufens. Auch werden immer weniger Wettkämpfe gelaufen. Die Spitzenleute konzentrieren sich auf wenige Highlights. Soviel und auf die Schnelle zum Spitzensport.

Beim Freizeitsport haben wir eine andere Entwicklung. Die Menschen wollen Laufen, aber nicht mehr ganz so lang (Marathon) und es müssen auch keine Bestzeiten sein. Es geht dabei um Bewegung, Gesunderhaltung und ja, wir leben in der Zeit des "Events". Während man vor einigen Jahren einfach nur zu einer Laufveranstaltung gegangen ist um zu Laufen, wollen die Menschen heute auch noch drum rum viel erleben. Dabei sein, etwas erleben, einen Kontrapunkt zu einem immer mehr auf Effektivität setzendes Berufsleben.

Das Durchschnaufen, die Langsamkeit, das wollen und brauchen die Menschen dann in ihrer Freizeit. Das ist, würde ich sagen, der Focus der heutigen Sporttreibenden. Nicht so sehr das Laufen unter die 3 Stunden Marke über Marathon. Lieber einen Berglauf mit unglaublich schönen Aussichten und Ansichten, zum Abschalten und Entspannen.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst? 

Das mit den Tipps ist ja so eine Sache.....also gut, zwei Dinge: 1. Vor einem Lauf habe ich immer ein Stück Kuchen gegessen und einen Kaffee dazu. Hat funktioniert. Und 2. Zur Motivation empfehle ich allen Läuferinnen und Läufern einmal in mein neues Programm zu kommen, Dieter Baumann läuft halt (weil singen kann er nicht) und ich verspreche, vorher esse ich immer ein Stück Kuchen und trinke eine Tasse Kaffee. Sie können also davon ausgehen: es funktioniert.

Foto: ZVG