Innenleben eines Skating-Ski

27. November 2024

Foto: Rossignol

Langlauf ist der perfekte Ganzkörpersport und erfreut sich einer grossen Beliebtheit. Doch wie ist eigentlich ein Skating-Ski gebaut – und worauf kommt es an? Die wichtigsten Punkte:

1. Was muss ein Skating-Ski können?

In der Skating-Technik erfolgt der Vortrieb durch einen seitlichen Beinabstoss. Die Ski-Innenkante ermöglicht den Abstoss gegen Ende jeder Gleitphase. Ein guter Skating-Ski muss daher einen guten Spannungsbogen aufweisen, damit er einen kräftigen Abstoss ohne Wegrutschen gewährleisten kann. Zudem muss der Ski spurtreu sein, da man beim Skaten auf einer planierten Piste ohne Spur läuft. Durch unterschiedliche Schneebeschaffenheiten und Laufstile bzw. Lauftechniken sind auch beim Ski unterschiedliche Eigenschaften gefragt, DEN perfekten Skating-Ski für alle Bedingungen gibt es daher nicht.

2. Aus welchen Materialien besteht ein Skating-Ski?

Karbon, Fiberglas- und leichte Holzlaminate sind die dominierenden Materialen. Das Spezialwissen und die Erfahrungen der Profis aus dem Weltcup fliessen dabei laufend in Neuentwicklungen ein, wovon schlussendlich auch die Hobbysportler profitieren.

3. Was versteht man unter der Ski-Spannung?

Anders als der Klassisch-Ski, der über eine Steigzone verfügt, hat der Skating-Ski eine durchgehende Gleitzone über die gesamte Länge. Der Skating-Ski darf in der Skimitte daher keinen Schneekontakt herstellen. Durch die passende Vorspannung des Ski verteilen sich die Kräfte gleichmässig über die gesamte Auflagefläche. Sowohl zu viel als auch zu wenig Spannung wirken sich negativ auf das Laufverhalten aus. Bei zu viel Spannung «gräbt» sich die Schaufel bzw. das Ski-Ende im weichen Schnee ein. Die Geschwindigkeit wird dadurch gebremst, das Fortkommen erschwert. Fehlt dem Ski die nötige Spannung, verliert er seine Dynamik und insbesondere bei harten Bedingungen fehlen die Führungseigenschaften.

Die richtige Ski-Spannung ist ein entscheidendes Kriterium beim Skikauf und vom Körpergewicht, der Schneebeschaffenheit und dem Können des Langläufers abhängig, daher haben Spitzenläufer mehrere Paar Ski im Einsatz. Zur Ermittlung der passenden Skilänge lässt sich die Faustformel «Körpergrösse plus zehn Zentimeter» heranziehen, aber auch das Leistungsniveau spielt eine Rolle. Ambitionierte und technisch versierte Läufer können einen deutlich längeren Ski laufen als technisch nicht so geübte Sportler.

4. Aus welchen Einzelteilen besteht ein Skating-Ski?

Die meisten Ski-Modelle werden mittels der sogenannten Cap- oder Sandwich-Bauweise gefertigt. Eine Schale aus Carbon- und Fiberglaslaminaten umhüllt dabei einen Kern, der gewissermassen das «Skelett» bildet. Höhe und Konstruktion des Kerns bestimmen wesentlich die Biege- und Torsionssteifigkeit. Dabei gilt: Je höher der Kern, desto steifer der Ski. Und je steifer der Ski, desto besser können die auftretenden Schub- und Zugkräfte miteinander verbunden werden.

5. Aus welchem Material besteht der Ski-Kern?

Der Ski-Kern selbst weist vor allem bei höherwertigen Modellen im Längsschnitt fast ausschliesslich eine Bienenwabenstruktur auf, wird aber von jedem Hersteller unterschiedlich zusammengestellt. Als Werkstoff dient dabei eine mit Kunstharz getränkte Pappe-Fasermaterial-Kombination oder Holz. Neben der leichten und extrem stabilen Wabenkernbauweise verwenden einige Hersteller auch Schaumkerne aus gehärtetem Polyurethan. Ski mit einem klassischem Holzkern oder Holz-Fiberglas-Kern findet man nur noch im günstigen Preissegment. Solche Modelle sind zwar meist schwerer als diejenigen mit Wabenbau- oder Schaumkernbauweise, dafür aber sind sie sehr robust und langlebig.

6. Was versteht man unter Torsionssteifigkeit?

Der Begriff Torsionssteifigkeit meint die Steifigkeit, welche Verdrehkräften entgegenwirkt. Anders ausgedrückt: Je weniger sich ein Ski verwindet, desto torsionssteifer ist er. Je höher diese Torsionssteifigkeit ausfällt, desto stabiler ist der Ski und desto weniger Kraft geht beim seitlichen Beinabstoss verloren. Die Kraft, die der Läufer über den Ski in den Schnee bringt, wird also direkter in Vortrieb umgesetzt. Extrem steife Ski erfordern allerdings eine subtile Lauftechnik sowie ein dynamisches Laufen und sind daher nur für Fortgeschrittene geeignet.

7. Welche Rolle spielen die Seitenwände?

Die Seitenwände eines Langlaufski unterstützen seine Torsionssteifigkeit und schützen den Ski vor Verschleiss wie eindringendem Wasser und Wachsentferner. An einigen Ski sind an den Skikanten Verstärkungen eingebaut, die den Abstoss unterstützen sollen. Die Kombination aus den verwendeten Laminaten und der Aufbau der Seitenwände beeinflussen insgesamt die Biegesteifigkeit und Vorspannung der Ski. Der Aufbau der Seitenwände ist beim Skating-Ski wesentlich komplexer und entscheidender als beim Klassisch-Ski.

8. Wie relevant ist das Ski-Gewicht?

Beim Skaten ist das Gewicht in Bewegung und damit eine möglichst geringe Masseträgheit von hoher Bedeutung. Für ambitionierte Freizeitläufer und Rennläufer spielt das Skigewicht daher eine entscheidende Rolle. Wer weniger Skigewicht am Fuss beschleunigen muss, der kommt schneller auf Geschwindigkeit, bewegt weniger Masse und spart Kraft und Energie. Leichte Ski sind speziell auf langen Strecken weniger ermüdend und in Abfahrten leichter zu manövrieren. Aber auch bergauf macht sich ein geringes Ski-Gewicht bezahlt. Einige Hersteller kämpfen um jedes Gramm (Bsp. Loch-Ski).

9. Welchen Einfluss haben Ski-Breite und Taillierung?

Die Seitenform ist die Form, die man aus der Vogelperspektive erhält und zeigt, wie stark ein Ski tailliert ist. Dargestellt wird sie meist in drei Zahlen. Sie geben das Verhältnis der Skibreite (in Millimetern gemessen) an im Bereich der Schaufel, der Skimitte und des Skiendes. Die meisten Rennmodelle setzen auf eine Pfeilform, das heisst, ihre Skimodelle sind im Bereich der Schaufel deutlich schmaler als in der Skimitte oder am Ski-Ende. Die Breite im Bereich von Skimitte und Skiende unterscheiden sich bei allen Herstellern nur marginal. Sie liegt überall zwischen 43 und 44 Millimetern. Grundsätzlich hat die Seitenform Auswirkungen auf das Fahrverhalten eines Ski. Stark taillierte Ski drehen leichter, weniger taillierte bieten mehr Führung. Ein breiter Ski verleiht gerade Einsteigern mehr Stabilität und einen sicheren Stand. Ein schmaler Ski bietet weniger Gewicht und sportliche Laufeigenschaften, erfordert aber eine gute Lauftechnik.

10. Wie ist der Ski-Belag aufgebaut?

Der Skibelag bildet die direkte Kontaktfläche zum Schnee und hat zwei grundlegende Funktionen: Zum einen muss er durch das dort aufgetragene Wachs für ein optimales Gleitvermögen sorgen. Zum anderen sollte der Belag widerstandsfähig gegen die Reibung des Schnees sowie gegen Wachsentferner und Lösungsmittel sein.

11. Welchen Einfluss hat die Struktur des Ski-Belags?

Im Rennsport spielt neben der Zusammensetzung des Belags vor allem der Belagsfinish ein grosses Thema. Die Begriffe Belagsstruktur und Schliff werden dazu synonym verwendet. Sie richten sich nach der Schneeart und der Temperatur. Pulverschnee, Neuschnee und Pappschnee unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung wesentlich in ihren Kristallformen und dem Feuchtigkeitsgehalt.

Um die Gleiteigenschaften von Rennski zu optimieren, erhält der Skibelag einen ab Werk maschinell erzeugten Steinschliff. Heutzutage hingegen kann ein Ski abhängig von seinem Zustand und der Tiefe des Schliffs bis zu 20 Mal geschliffen werden.

Schliff für kalte Bedingungen: Kalte Bedingungen zeichnen sich durch trockenen Schnee aus. Die Schneekristalle besitzen demnach kaum Feuchtigkeit. Sie sind dafür durch ihre Struktur sehr aggressiv. Damit sich die scharfkantigen Schneekristalle möglichst nicht mit dem Belag verhaken, wird eine sehr feine, glatte Struktur in den Belag geschliffen. Die Schneekristalle haben damit wenig Angriffspunkte. Der Bremseffekt wird minimiert, das Gleiten optimiert.

Schliff für warme und feuchte Bedingungen: Bei warmen und feuchten Nassschnee-Bedingungen bildet sich zwischen Schnee und Belag ein Wasser­film. Sammelt sich dort zu viel Wasser an, kommt es zu einem Saugeffekt, der den Ski abbremst und das Gleiten erschwert. Um dies zu verhindern, wird bei solchen Bedingungen mit einer groben, tiefen Schliffstruktur gearbeitet. Diese soll das Ablaufen des Wassers ermöglichen, um Luft zwischen Belag und Schnee zu bekommen.

Schliff für alle Bedingungen: Die meisten im Handel erhältlichen Langlaufski verfügen über einen sogenannten Universalschliff, der ein möglichst breites Temperatur- und Schneespektrum abdecken soll. Dieser Universalschliff liefert bei nahezu allen Bedingungen eine durchschnittliche Performance und versucht das Beste der zwei Welten, feuchte und kalte Bedingungen, zu verbinden.

12.  Was versteht man unter dem Balancepunkt eines Ski?

Der Balancepunkt eines Ski ist der Punkt, an dem sich Skischaufel und Skiende die Waage halten. Noch vor einigen Jahren war dies ganz einfach der Mittelpunkt des Ski. Vergleicht man heutige Modelle, stellt man fest: Jedes Ski-Paar hat seinen eigenen Balancepunkt. Sichtbar wird dies an der Skibindung. Die Bindung muss nicht zwangsläufig am Balancepunkt des Ski montiert sein. Der Balancepunkt kann je nach individuellem Gusto und äusseren Bedingungen mit verschiebbaren Bindungen verändert werden.

Welcher Skating-Typ Bist du?

Profiläufer haben über zwei Dutzend Modelle zur Hand, die je nach Schnee und Gelände passend ausgewählt werden. Wie also soll ein Hobbyläufer seinen Ski auswählen? Wichtig ist es, die eigenen Bedürfnisse zu kennen. Gehst du nur bei Plustemperaturen auf die Loipe oder auch bei Wind und Kälte? Nur bei weichen oder auch mal harten Pistenbedingungen – und wie geübt und technisch versiert bist du? Am besten lässt du dich im Fachgeschäft kompetent beraten. Ebenfalls wichtig: Laufe den Ski wenn möglich zur Probe unter denjenigen Bedingungen, bei denen du hauptsächlich unterwegs bist. Folgende Kriterien beeinflussen den Skikauf:

  • Kürzere Ski sind einfacher und vielseitiger zu laufen, längere Ski erfordern eine bessere Lauftechnik.
  • Dafür gleiten längere Ski besser und sind daher schneller.
  • Flexiblere und weichere Ski liegen flacher auf dem Schnee, sie sind gutmütiger und einfacher zu laufen und verzeihen eher technische Mängel.
  • Weichere Ski stossen dafür bei harten Bedingungen an ihre Grenzen.
  • Steife und sehr agile Ski sind für dynamische und technisch versierte Läufer von Vorteil und gleiten besser.
  • Komplexere Belagsstrukturen verbessern die Gleitfähigkeit, sind aber teuer. Regelmässiges Wachsen verbessert die Lebensdauer des Belags.
  • Hobbyläufer sind mit einem Universalbelag gut bedient, Leistungssportler besitzen meist unterschiedliche Paare für unterschiedliche Schneebeschaffenheiten.
  • Skating-Ski sind rund 10–15cm länger als die Körpergrösse. Matchentscheidend für die Länge der Ski ist aber weniger die Körpergrösse, sondern das Körpergewicht und das Fahrkönnen.