Interview mit Amy Baserga

4. Dezember 2023

Amy Baserga feierte als dreifache Weltmeisterin bei den Juniorinnen schon früh grosse Erfolge. Und auch der Sprung in die Elite gelang der 23-Jährigen überraschend schnell. Die nächsten grossen Ziele sind der Heim-Weltcup in Lenzerheide (14. bis 17. Dezember) sowie die Biathlon-Weltmeisterschaften in Nove Mesto (14. bis 17. März).

Du bist Ende November mit einem starken 12. Platz im Einzelrennen über 15 km in die neue Saison gestartet. Wie gross ist nach einem langen Sommer die Erleichterung, wenn man merkt, dass man gleich zu Beginn mit den Besten mithalten kann?

Es ist natürlich cool, wenn man so starten kann. Beim Einzel ist es nicht immer ganz einfach, den richtigen Rhythmus zu finden und nicht zu langsam oder zu schnell zu starten. Und da ich das Rennen im letzten Jahr etwas verschlafen habe, versuchte ich diesmal etwas zügiger anzugehen. Das hat sich gelohnt und ich konnte die Pace bis zum Schluss gut durchziehen.

Das zeigt, dass der sommerliche Fokus auf die Laufleistung bereits Resultate zeigt. Leidet beim Biathlon die zweite Disziplin, wenn man die andere intensiviert?

Nein. Verstärkt aufs Laufen zu setzen, hiess diesen Sommer vor allem, dort mehr zu investieren und nicht beim Schiessen weniger zu machen.

Welches sind für dich die wichtigsten drei Punkte, die dich als Sportlerin zum Erfolg führen?

Drei reichen nicht, da gehören mehr dazu (lacht). Entscheidend sind sicher Disziplin auf allen Ebenen, also auch privat, Freude, Konsequenz und vor allem: Vertrauen in sich selbst und das, was man macht.

Wie sieht eine typische Sommertrainings-Woche einer Biathletin aus?

Im Sommer beginnt das Training um halb neun im Schiess-Stand. Zuerst Grundlagenschiessen rund 60 Schuss, dann Komplextraining, also Rollski kombiniert mit Schiesseinlagen. Am Nachmittag entweder rund zwei Stunden Rollski oder Joggen, am Abend Gymnastik, Black Roll, Mentaltraining und Büro. Im Bett bin ich dann gegen halb elf.

Und eine Woche im Winter?

Das hängt davon ab, ob Wettkämpfe sind, bei denen man startet und wann am Tag diese stattfinden, denn das ändert bei jedem Wettkampf. Mal starten die Frauen zuerst, beim nächsten Wettkampf die Männer. Grundsätzlich passt man während der Saison alles spezifisch auf den bevorstehenden Wettkampf an. Bei einer Staffel sieht das etwas anders aus als bei einer Verfolgung. Im Training geht es um die Angewöhnung an die Anlage und darum aktiv zu bleiben. Harte Trainings gibt es neben den Wettkämpfen kaum mehr, sondern allenfalls noch lockere Einheiten. Dazu Gewehr putzen, Mentaltraining, Visualisierung der Anlage und der Abläufe wie beispielsweise ins Stadion laufen, Gewehr abziehen, hinlegen usw.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns verraten kannst?

Den einen Geheimtipp gibt es nicht. Im Spitzensport ist man dann erfolgreich, wenn man das grosse Puzzle mit den vielen Einzelteilchen perfekt zusammenfügen kann. Für uns Biathleten entscheidend ist, während der Saison gesund zu bleiben. Das bedeutet nach dem Training immer sofort warm anziehen, das Richtige essen und ganz wichtig: viel Schlaf, damit man sich genügend erholen kann und nicht krank wird.

Der Winter und damit die Langlaufrennen stehen vor der Tür. Was sollten Hobbysportlerinnen und -sportler in der Vorbereitung beachten?

Bei einer technischen Sportart wie Langlauf ist Fleiss sicher wichtig, man sollte daher so oft wie möglich auf Schnee trainieren. Zudem sollte man das Tempo regelmässig variieren, manchmal ist es wohl gewinnbringender, etwas langsamer zu laufen als immer schnell. Ich finde es super, wenn viele Leute Spass am Langlaufen haben, auch wenn wir dann ab und zu auf der Loipe Slalom fahren müssen (lacht).

Foto: KEYSTONE