Interview mit Andreas Lanz
Dank langjähriger Erfahrungen im Leistungssport sowie verschiedenen Aus- und Weiterbildungen hat sich Andreas Lanz ein breites Wissen über Trainingslehre, Ernährungslehre, Motivations- und Konzentrationstraining angeeignet. Dieses Wissen wendet er tagtäglich in seiner Arbeit mit Athleten wie z.B. Triathletin Daniela Ryf, Schwinger Remo Käser, oder Beachvolleyballerin Tanja Hüberli an.
Seit 2006 Jahren bewegst du Menschen und begleitest sie auf dem Weg zu ihren Zielen. Wie haben sich die Bedürfnisse in dieser Zeitspanne verändert?
Die Bedürfnisse der meisten Trainierenden sind immer noch dieselben. Die einen haben eine hohe "Weg von“-Motivation, die anderen einen grossen "Hin zu“-Antrieb. Beim Hobby- und Gesundheitssportler geht es meistens darum, ein paar Pfunde zu verlieren oder ein sportliches Ziel, wie zum Beispiel die Teilnahme am Jungfrau Marathon, zu erreichen. Der Spitzensportler hat da im Unterschied einen ganz klaren Fokus auf sein Ziel, welches er am Tag X mit verschiedenen Etappenzielen erreichen will.
Verändert hat sich zur Hauptsache die Geduld der Gesellschaft; diese ist wirklich ein rares Gut geworden. Alles sollte sich von heute auf Morgen zum Besten wenden.
Um körperliche Fitness zu erreichen und zu erhalten, braucht es regelmässige Trainingsreize. Es ist wie beim Zähneputzen: Wenn ich meine Zähne nur in den ersten 6 Wochen des Jahres putze und danach nicht mehr, werde ich Probleme kriegen. Genauso, wenn ich sie 6-mal am Tag 3 Minuten lang putzen würde.
Welches sind in deinen Augen ganz grundsätzlich die drei wichtigsten Schlüssel, die zum Erfolg führen?
1. Selbstverantwortung, 2. Selbstverantwortung und 3. Selbstverantwortung
Es fällt immer wieder auf, dass wir alle grossartige Ziele haben, welche wir gerne erfüllt oder erreicht haben möchten. Viele von uns sind aber nicht dazu bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen und den Weg konsequent zu gehen. Lieber verstecken sie sich hinter Ausreden, wie „Ich habe im Moment keine Zeit“, „ich bin einfach zu erschöpft“, oder „das funktioniert eh nicht“, usw.
Es wird aber niemand kommen, der uns über die Ziellinie trägt. Die Schritte müssen wir schon selber gehen. Besonders schwierig wird es, wenn wir ein Ziel nur verfolgen um Anerkennung von der Aussenwelt zu erhalten und nicht zwingend aus eigenem Antrieb handeln.
Der «aktuelle Stand des Irrtums» dürfte auch bei dir das eine oder andere Mal zu einem Umdenken und Anpassen geführt haben. Welches waren für dich die drei grössten Aha-Erlebnisse?
- Es gibt keine allgemein gültige Trainingsformel, die für alle Menschen gleich wirksam ist. Es geht vielmehr darum die richtige Trainingsformel für das Individuum zu finden.
- Besteht eine Sportart zur Hauptsache aus Einseitigen "monotonen" Bewegungsabläufen wie z. B. Laufen, sollte möglichst vielseitig, das heisst unter der Berücksichtigung aller Konditionsfaktoren trainiert werden, um Dysbalancen und Verletzungen vorzubeugen.
- Sich selber bewusst(er) wahrnehmen, ist nicht nur etwas für Yogis, sondern kann im Sport durchaus zu einer Leistungssteigerung führen. So liegt zum Beispiel viel Leistungspotential in der „richtigen“ Atemtechnik.
Ausdauersportler sind häufig etwas beratungsresistent, wenn es um das Pflegen der anderen Konditionsfaktoren geht. Welches sind deine Argumente für ganzheitliches Training?
Die liegen auf der Hand. Laufen ist eine einseitige Sportart. Wenn dann der Beruf auch noch hauptsächlich sitzend ausgeübt wird, können sich schnell Dysbalancen einschleichen, welche zu gesundheitlichen Problemen führen können, wie z.B. Knie-, Hüft-, oder Rückenprobleme. Den meisten dieser Probleme könnte mit einem regelmässigen individuellen Kraft- und Mobilisationstraining vorgebeugt werden.
Die Beratungsresistenz kommt übrigens nicht von ungefähr. Läufer erleben regelmässig das "Runners High". Laut einer Studie der University of Montreal wird dieses Gefühl durch einen Leptinmangel beeinflusst. Leptin ist ein Hormon, das unter anderem unser Hungergefühl unterdrückt. Zudem hat das Hormon grösste Bedeutung für den Fettstoffwechsel, da es als Signal für die Körpergewichtsregulation gilt. Leptin vermittelt dem Gehirn den Anteil des Fettgehaltes im Körper. Wie alle "High Zustände", hat auch dieser ein sehr hohes Suchtpotential. Auf der Suche nach dem nächsten „High“ investieren Läufer deshalb häufig lieber mehr Zeit in weitere Lauftrainingseinheiten als in Kraft- und Mobilisationstraining.
Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst?
Ich praktiziere seit längerem die Wim Hof-Methode. Diese Methode besteht aus drei Elementen: Atemtechnik, Kälteexposition und Fokusübungen. Kälte stärkt das Herzkreislaufsystem und sie simuliert stressige Situationen, wie wir sie in unserem Alltag oft antreffen. Durch das Kältebad erleben wir diese Reaktionen bewusst und lernen so, sie zu steuern. Diese Erfahrung können wir in entscheidenden Situationen abrufen und sie hilft uns, in allen Lebenslagen gelassener und zielführender zu agieren. Mit der Wim Hof-Methode beeinflussen wir unser Immunsystem und unsere mentale Stärke positiv.
Meine Erfahrungen haben mich motiviert, mich bei Wim Hof zum Instruktor ausbilden zu lassen, um dieses Wissen, welches einfach und überall anwendbar ist, an möglichst viele Interessierte weiter zu geben. Die nächste Gelegenheit gibt es am 22. Februar. Mehr Informationen dazu findest du hier.
Foto: ZVG
Wir danken Andreas Lanz für die spannenden Antworten. Mehr Informationen zu Andreas Lanz gibt es auf www.tatkraft-training.ch.
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