Interview mit Daniela Schwarz

10. September 2019

Die 18. Austragung des Gigathlons brachte mit der früheren Fussball-Nationalspielerin Daniela Schwarz eine neue Siegerin hervor. Ganz unbekannt ist die Zürcherin aber in der Ausdauerszene nicht, hat sie doch beispielsweise im letzten Herbst an den Duathlon Langdistanz Weltmeisterschaften den 5. Rang erreicht oder am Ironman in Zürich den 3. Rang belegt!
 
Wie hast du die zweieinhalb Gigathlon-Tage erlebt? Kannst du uns Einblick in dein Rennen und deine Gefühlswelt geben?

Sie waren unglaublich! Ich habe dabei ziemlich viele verschiedene Gefühlslagen durchlaufen. Aber alles in allem hatte ich immer den Fokus auf meine Aufgaben und habe dabei immer die Freude gehabt. Ausser am Sonntagmorgen beim Schwimmen, als ich grosse Atemprobleme bekam. Da kamen wirklich kurz Zweifel auf, ob ich den Wettkampf beenden werden kann. Ich bin daher sehr stolz, dass ich mich da durchkämpfen konnte. Aber auch wenn es irgendwann zu Schmerzen begonnen hatte, die Leute in der Wechselzone, die anderen Athleten und die Zuschauer an der Strecke und im Ziel haben so viel Positives bewirkt, das war eine grosse Freude!

Drei Wochen danach hast du deinen ersten Ironman bestritten und sogleich die Quali für den Ironman auf Hawaii in deiner Altersklasse geschafft. Welches sind in deinen Augen die drei wichtigsten Gründe/Schlüssel für deine Erfolge?

Da ich 14 Jahre lang Spitzenfussball gespielt habe, kenne ich meinen Körper ziemlich gut, das ist sicher einer der Gründe. Dann kommt meine Selbstdisziplin, welche ich mir ebenfalls in dieser Zeit angeeignet habe (Gleichgewicht Ausbildung resp. Beruf/Sport). Und dann kommt wohl auch noch eine Portion mentale Stärke dazu.

 

Deine Stärke ist insbesondere das Laufen. Wie sieht eine normale Trainingswoche bei dir aus? Kannst du uns einen Überblick geben, wie viel du läufst, Rad fährst, schwimmst, alternativ trainierst, Gewichte stemmst und Zeit in die Erholung steckst?

Ja, das Laufen ist tatsächlich meine Stärke, obwohl ich ehrlich gesagt "nur" 3-4h/Woche ins Lauftraining investiere. Dazu kommen rund 2-4h Schwimmen und ungefähr 6-10h Radtraining. Alles in allem kommen so zwischen 10 und 18 Stunden zusammen. Dazu kommen noch circa 2-3h Stabilisationstraining und Dehnen/Blackroll als aktive Erholung.

Da ich sehr polysportiv bin, spiele ich zwischendurch auch gerne andere Sportarten, wie beispielsweise Badminton. Krafttraining mache ich vor allem im Winter. Während der Saison verzichte ich im Grossen und Ganzen darauf. Sonst würde die muskuläre Belastung zu gross.

 

Bis vor wenigen Jahren warst du noch in einer Ball- und Teamsportart erfolgreich unterwegs. Was hat dir beim Fussball gefehlt, das du nun im Ausdauersport erleben und ausleben kannst? In welchen Bereichen kannst du von deiner Vergangenheit profitieren?

Der grösste Unterschied zum Teamsport ist natürlich die Flexibilität meiner Trainingszeiten/-inhalte und auch -dauer. Obwohl ich jetzt mehr trainiere als noch zu Fussballzeiten, behaupte ich, jetzt mehr Freizeit zu haben. Ich kann das Training gut auch in den Arbeitsweg integrieren. Das macht das Ganze einfacher.

Hinzu kommt, dass man beim Fussball auch immer abhängig ist von den Teamkolleginnen. Jetzt bin ich für meine Leistung alleine verantwortlich, was positiv und negativ sein kann. Vermissen tue ich den Teamgedanken und das Soziale und schätze gleichzeitig, dass der Druck nicht mehr derselbe ist. Das empfinde ich als schön und darum geniesse ich den Sport jetzt viel mehr.

Ich glaube, ich kann nun wirklich im Laufen von meiner Fussballzeit zehren und profitiere natürlich von der Disziplin und dem Willen, welche ich mir schon in jungen Jahren angeeignet habe.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst? 

Der Kopf ist entscheidend für Erfolg oder Misserfolg. Auch wenn man glaubt, dass der Körper nicht mehr mag; wenn der Kopf will, geht noch einiges mehr. Positive Gedanken und lange Wettkämpfe in einzelne „Etappen“ einteilen helfen dabei.

Foto: ZVG