Interview mit Fritz Häni

17. August 2021

In den 80er-Jahren war Fritz Häni einer der stärksten Schweizer Waffenläufern. Heute trainiert er Martina Strähl und führte diese mit seinem feinen Gespür an den olympischen Marathon nach Tokio.

Wie würdest du deine Trainingsphilosophie beschreiben?

Meine Philosophie ist es, sehr stark nach dem Gefühl zu arbeiten und aus den Möglichkeiten das Optimum herauszuholen. Dazu muss ich den Athleten genau kennen und spüren. Freude und Motivation sind mir mindestens so wichtig wie das Resultat.

Welches sind in deinen Augen ganz grundsätzlich die wichtigsten Punkte, die zum Erfolg führen?

  • Die Motivation und Freude an dem, was man macht.
  • Ein klares, realistisches Ziel mit der Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen.
  • Ein der Belastbarkeit angepasstes Trainingsvolumen, mit dem über mehrere Jahre etwas aufgebaut werden kann.

Welches sind die drei häufigsten Fehler, die dir als Coach bei deinen oder auch anderen Athleten begegnen?

  1. Es wird zu viel trainiert und zu wenig erholt. Unnötige Kilometer sollten vermieden werden und stattdessen mehr Beachtung der Erholung geschenkt werden.
  2. Statt flexibel zu sein, wird stur einem Trainingsplan gefolgt. Eine gute Aufteilung von Qualität und Ausdauer sowie zielgerichtetes Training sind nötig, um grosse Erfolge oder Fortschritte zu erzielen. Wer aber blind einem Plan folgt, hört nicht auf seinen Körper und kann unnötig Verletzungen provozieren.
  3. Alarmglocken werden nicht wahrgenommen. Ganz allgemein kann gesagt werden: Etwas erzwingen bringt nichts! Wer ernsthafte Schmerzen hat, sollte unbedingt aufs Training verzichten oder alternativen Trainingsformen einsetzen.

Seit einigen Wochen finden auch für Hobbysportler wieder "normale" Rennen statt. Welches sind deine wichtigsten Wettkampftipps?

  • Setz dir ein realistisches Ziel und wachse über dich hinaus, statt am hoch gesteckten Ziel zu scheitern.
  • Starte defensiv und lass dich durch jede Überholung auf der zweiten Streckenhälfte motivieren.
  • Freu dich aufs Rennen!

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst?

Belohne dich nach sehr intensiven Einheiten bewusst beispielsweise mit einem Wellnesstag, einem feinen Essen oder im Winter mit einem Skitag. Dieses bewusste "Loslassen" wirkt Wunder für Körper, Geist und Seele.

Foto: zvg