Interview mit Isabelle Pulver

6. Juni 2017

Sie ging an den Start des traditionellsten Ulta Radrennens, um als Finisherin durchzukommen. 10 Tage, 21 Stunden und 7 Minuten später erreichte die Bernerin das Ziel als erste Frau!


4‘800 Kilometer und 52‘000 Höhenmeter gilt es auf dem Weg von der West- zur Ostküste zurückzulegen. Kannst du uns erzählen, wie man sich auf eine Herausforderung physisch und psychisch vorbereitet?

Mit diszipliniertem Training. Dabei stehen Velotraining, Krafttraining, Beweglichkeit und Koordination an oberster Stelle. Mental ist es wichtig, zu fokussieren und das Ziel vor Augen zu halten, egal unter welchen äusseren Bedingungen.

Schlaf kommt während diesen 10 Tagen kaum zur Anwendung. Wie gehst du mit der Müdigkeit um? Was gibt es für Tricks, um konzentriert zu bleiben und sich immer wieder zu erholen?

Wichtig ist für mich, dass ich zu der Müdigkeit stehen und dies meinem Begleitteam mitteilen kann. Sie können mir Infos und Gedanken vom Facebook- oder WhatsApp FanChat weitergeben. Solche Gedankenspiele lenken mich ab und halten mich wach. Eine weitere Möglichkeit sind Aktivitäten wie z.B. Zähneputzen auf dem Velo.

Du verbrauchst während deinen Ultra-Rennen grosse Mengen an Energie. Kannst du uns aufzeigen, wie deine Energiezufuhr organisiert ist?

Es ist eine grosse Herausforderung, die verbrauchte Energie zu ersetzen. Wichtig ist, dass ich die Bidons regelmässig leere und mich zusätzlich mit möglichst energiereicher Nahrung verpflege. Dies sind Gels, Riegel, Porridge, aber auch normale Kost wie Teigwaren, Kartoffelstock oder Reis. Zwischendurch darf es aber auch mal ein Eiscreme sein. Hauptsache, die Menge an Kalorien stimmt.

Wie muss man sich das Training einer Ultra-Radfahrerin vorstellen? Kannst du uns einen Überblick über einen Formaufbau geben und als Beispiel eine „normale“ Trainingswoche aufführen?

Ich trainiere in einem 4-Wochen Zyklus. In einer Woche 1 sind es ca. 8-10 Stunden, in einer Woche 3 können es auch gut mal 40 Stunden sein. Allerdings muss ich meine Trainingspläne auch immer flexibel halten können, da ich einem 90% Job als Physiotherapeutin nachgehe.

Gibt es eine Schlüsseleinheit, die du jeweils vor deinen grossen Rennen absolvierst? Quasi eine Hauptprobe oder ein standardisiertes Training x Tage vor dem Ernstkampf.

Nein, eine standardisierte Hauptprobe für ein Race gibt es bei mir nicht. Im Verlaufe der Vorbereitung simuliere ich Wettkampfsituationen wie Tag-Nacht-Training oder ein 30-40 Stunden Training mit Begleitcrew.

Foto: ZVG