Interview mit Lubos Bilek

18. Juni 2019

Foto: Michael Rauschendorfer

Seit Jahren ist Lubos Bilek als Trainer erfolgreicher Triathleten tätig. Zu seinen Kunden zählen oder zählten 70.3-Rapperswil-Sieger Andi Böcherer, Ruedi Wild, Ronnie Schildknecht oder Hawaii-Sieger Sebastian Kienle. Der in der Schweiz wohnhafte Tscheche schafft es, dank seiner Erfahrung und dem besonderen Gespür das Maximum aus seinen Athleten herauszuholen.

Welches sind in deinen Augen die drei wichtigsten Punkte, die zum Erfolg führen?

Das ist nicht einfach zu beantworten. Es ist immer ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren. Ich würde mich aber auf die folgenden drei Punkte festlegen:

  • Das Talent. Wobei dieser Begriff auf viele Bereiche ausgedehnt werden kann wie zum Beispiel Belastungsverträglichkeit, Fähigkeit Bewegungsabläufe zu lernen, Willensstärke.
  • Ein langjähriger Aufbau. Es braucht mindestens 10'000 Trainingsstunden, bis man das Weltklasseniveau erreicht. Da spielt es keine Rolle, ob man Triathlon macht oder auf dem Klavier spielt.
  • Das Umfeld: Dazu gehören unter anderem die Familie, der Trainer und der Physiotherapeut.
 

Welches sind die drei häufigsten Fehler, die dir als Coach bei deinen oder auch anderen Athleten begegnen?

Wahrscheinlich der grösste Fehler ist, dass die Leute nicht geduldig sind. Alle wollen zu früh zu viel. Ein vernünftiger kontinuierlicher Aufbau ist aber extrem wichtig. Nur so bleibt man gesund. Und wenn man gesund ist, trainiert man mit Spass, und wenn man Spass hat, wird man sich auch automatisch verbessern.

Als zweithäufigsten Fehler orte ich die Ernährung. Viele Sportler machen sich damit kaputt. Nicht immer ist es von Vorteil 5% Körperfett und 10kg Untergewicht zu haben.

Als drittes Problem sehe ich die Tatsache, dass viele Sportler schauen, was die anderen trainieren, statt dass sie sich auf sich selber konzentrieren. Auf keinen Fall sollte das trainiert werden, was Profisportler machen. Auch wenn es sich dabei um Vorbilder wie Jan Frodeno oder Sebastian Kienle handelt. Das wird sicher nicht funktionieren.

Du hast viele Top-Athleten nochmals stärker gemacht. In welchen Bereichen lassen sich in der Regel noch Verbesserungen erzielen?

Ich betreue jeden Profiathleten anders / individuell. Ich suche, was der die Athlet braucht. Es gibt keine zwei gleichen Sportler. Der eine braucht mehr Intensität, der andere mehr Umfang. Der eine braucht viele Vorbereitungswettkämpfe vor dem Saisonhöhepunkt, der andere weniger. Es ist nicht einfach herauszufinden, wer was braucht. Deswegen sage ich Athleten, die bei mir trainieren wollen, immer, dass es ein Jahr dauern kann, bis wir uns so gut kennen, dass alles einwandfrei funktioniert.

Seit vielen Jahren bist du in der Triathlon-Szene mit dabei und hast viel (mit-)erlebt. Auch die Entwicklung der Sportart Triathlon. Wie hat sich das Athleten-Anforderungsprofil im Laufe der Zeit entwickelt?

Der Triathlon ist eine junge Sportart, die sich immer weiterentwickelt. Wenn man sich beispielsweise die Olympische Distanz auf Weltklasseniveau anschaut, ist zu erkennen, dass versucht wurde, gute Schwimmer zu finden und denen das Laufen beizubringen. Die Laufzeiten sind heute aber so krass, dass jetzt mehr der Trend ist, einen Läufer zu finden, dem man das Schwimmen beizubringen versucht.

Auf der Langdistanz ändert sich das auch ständig. Zu den Zeiten von Norman Stadler war der Radfahrer vorne, zu den Zeiten von Craig Alexander der Läufer, dann wieder der Radfahrer (Sebastian Kienle) und jetzt wieder der Läufer (Patrick Lange). Zusammengefasst: Es ändert sich immer wieder.

 

Viele Hobbysportler wollen ein Mal im Leben einen Triathlon absolvieren. Welches sind die Top-3 Tipps?

  • Der Sport muss Spass machen. Und der Sport macht nur dann Spass, wenn man gesund ist, und wenn die Familie nicht unter dem Trainingsumfang leidet.
  • Für den Anfang (aber nicht nur Anfang) ist immer wichtig, einen Trainer zu haben (Schwimmtrainer oder Triathlon-Trainer).
  • Wenn man einen Ironman machen will, sollte man sich 3 Jahre Zeit zu nehmen (oder noch mehr). Im ersten Jahr die Olympische Distanz, im zweiten Jahr die Mitteldistanz und im dritten dann die ganze Langdistanz.

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst?

Der wichtigste Punkt ist für mich die Regeneration. Mein Lieblingssatz ist: «Die Erholung macht den Meister». Viel Trainieren können alle, aber am Ende gewinnt derjenige, der das Vertrauen in seine Fähigkeiten hat und sich in den letzten Tagen vor dem Wettkampf richtig ausruhen kann.

Wir danken Lubos Bilek für die spannenden Antworten.