Interview mit Sebastian Stalder

7. November 2024

Foto: Stephan Bögli/Swiss-Ski

Sebastian Stalder hat im vergangenen Winter mit mehreren Top-Ten-Platzierungen für Furore gesorgt und Hoffnungen für die Heim-WM vom 12. bis 23. Februar 2025 geweckt.

Die neue Saison steht vor der Tür. Was sind deine Erwartungen und Ziele für diesen Winter?

Natürlich möchte ich an die Leistungen vom letzten Winter anknüpfen können. In der letzten Saison hat mehrmals sehr wenig für einen Podestplatz gefehlt, das ist in diesem Jahr mein grosses Ziel. Am besten natürlich an der Heim-WM auf der Lenzerheide ;)

Im Biathlon kann sich das Klassement bis zum Schluss in der Loipe oder am Schiessstand ändern. Wie bereitest du dich mental auf die Rennen vor? Was geht dir während des Rennens durch den Kopf?

Bei uns darf man wirklich nie aufgeben, sogar die besten Athleten schwächeln oft beim letzten Schiessen.

Am Abend vor dem Wettkampf versuche ich mich mit Visualition mental auf den Wettkampf einzustellen. Vor allem für den Teil vom Anlaufen zum Schiesstand bis und mit dem letzten Schuss nehme ich mir oft etwas mehr Zeit. Während dem Rennen versuche ich meinen Kopf so gut wie möglich leer zu bekommen. Während des Schiessens sind Gedanken fehl am Platz. An meine besten Rennen kann ich mich kaum erinnern, weil ich da den Kopf einfach ausgeschaltet habe.

Du hast dich in den letzten Jahren kontinuierlich an die internationale Spitze herangearbeitet. Was sind für dich die Schlüssel zum Erfolg?

Biathlon hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Um vorne dabei zu sein, braucht man heute einfach eine Top-Ten-Laufzeit. Früher konnte man am Schiessstand noch Rennen gewinnen, heute kann man sie nur noch verlieren, weil die Trefferquoten so hoch und die Schiesszeiten so schnell geworden sind. Im Durchschnitt muss man seine fünf Schüsse in 25 Sekunden abgegeben haben. 

Am Schiessstand gehörst du zur Weltspitze. In welchen Bereichen kannst du dich noch verbessern, um deine Laufleistung auf das gleiche Niveau zu bringen?

Ich konnte mich in den letzten zwei Jahren schon enorm verbessern, was durch ein sehr effizientes Training möglich war. Mit unserem Coach Kein Einaste ist auch eine ganz neue Trainingsphilosophie ins Team gekommen. Ich reagiere sehr gut auf diese Trainingsmethoden und konnte auch in diesem Sommer wieder gute Fortschritte erzielen. Momentan feilen wir noch an meiner Technik auf den Skiern, da kann ich sicher noch einiges herausholen, indem ich einfach mehr Kraft auf den Ski bringe und gleichzeitig effizienter laufen kann.

Hast du einen Geheimtipp, den du uns verraten kannst? 

Zu einem erfolgreichen Training gehört die Regeneration. Für mich ist es wichtig, auf meinen Körper zu hören und dann die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei der Ernährung lege ich grossen Wert auf eine schnelle Kohlenhydratzufuhr. Vor allem nach harten Trainingseinheiten nehme ich direkt nach dem Umziehen mindestens einen Kohlenhydrat-Eiweiss-Shake und eine Banane zu mir. Auch Rosinen sind nach dem Training empfehlenswert. Sobald der Körper die Energie aufgenommen hat, beginnt die Regenerationsphase und man ist schneller wieder fit für das nächste Training.

Drei Stunden vor einem Wettkampf esse ich immer Reis mit Konfitüre oder fein pürierter Tomatensosse. Je nach Appetit darf es auch ein gekochtes Ei sein. Das verträgt mein Magen sehr gut und hat sich bewährt. Aber nach einer Saison mit fast 40 Wettkämpfen bin ich auch froh, dann wieder mal etwas anderes essen zu können.