Ist Krafttraining im Kindes- und Jugendalter schädlich?

Andreas Lanz 3. November 2022

Foto: iStock.com/Fabio Camandona 

Es wird Zeit mit den häufigsten Behauptungen aufzuräumen, ehe sie sich als Mythen manifestieren.

Häufig fragen Eltern, ab wann ihre heranwachsenden Teenager Krafttraining machen dürfen. Sie sind verunsichert. Zurecht, denn in der Vergangenheit wurde das Krafttraining im Kindes- und Jugendalter widersprüchlich diskutiert. Jedoch wurde in den letzten Jahren sehr viel zu diesem Thema geforscht, und dadurch hat sich die Haltung der Wissenschaft gegenüber Krafttraining in jungen Lebensjahren deutlich verändert. Es wird demnach Zeit mit den häufigsten Behauptungen aufzuräumen, ehe sie sich als Mythen manifestieren.

  1. Das Training mit Gewichten führt zu Wachstumsstörungen der Kinder. Falsch: Keine der vielen Untersuchungen der letzten Jahre konnte dies beweisen, und es gibt auch keine nachhaltigen physiologischen Gründe dazu. 
  2. Krafttraining mit Zusatzlasten beschädigt die sogenannten Wachstumsfugen der Knochen bei Jugendlichen. Auch diese Aussage ist falsch: Wird die Zusatzlast im Krafttraining kontrolliert und adäquat gewählt, birgt sie ein sehr geringes Verletzungsrisiko. Während jedoch akute Frakturen, welche häufiger in Kontaktsportarten wie Schwingen, Fussball oder Eishockey vorkommen, längerfristig zu Wachstumsstörungen führen können.
  3. Krafttraining überlastet die Sehnenansätze grosser Muskeln, wie beispielsweise die des Oberschenkelmuskels. Das ist korrekt. Aus diesem Grund muss der Trainer das Alter in Bezug auf die Auswahl der Geräte und die Trainingsintensität berücksichtigen. Untersuchungen haben ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit für eine derartige Überbelastung im Krafttraining jedoch nicht höher liegt als in anderen Sportarten.
  4. Für Jugendliche ist das Hantieren mit Trainingsgeräten eine Risikoquelle. Das stimmt bedingt. Richtig angeleitet und von einer erfahrenen Trainerperson angeleitet und überwacht, ist es aber absolut bedenkenlos.

Richtig dosiert ist Krafttraining im Kindes- und Jugendalter keinesfalls ungesund, sondern eine sichere und effektive Massnahme zur Steigerung der Kraft, zur Förderung der Knochendichte, zur Verletzungsprophylaxe und nicht zuletzt zur Steigerung des Selbstwertgefühls des Kindes. 

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Mit TATKRAFT Creative Training bereite ich Athletinnen und Athleten aus unterschiedlichsten Sportarten auf Weltmeisterschaften und Olympische Spiele vor und leite Nicht- und Hobbysportler an, Bewegung dauerhaft in ihren Alltag zu integrieren.
Ich schreibe als Kolumnist für die “NZZ am Sonntag” und habe bisher zwei Bücher veröffentlicht: