Klassisch oder Skating? Am besten beides!

21. November 2024

Foto: Löffler/Matthias Klugsberger

Langlaufen als Sportart besteht aus zwei Disziplinen: Skating und Klassisch. Beide Sportarten sind äusserst gesund und dennoch sehr unterschiedlich im Bewegungsablauf. Wir sagen, was die beiden Stile zu bieten haben.

 In der Schweiz hat in den letzten Jahren im Hobbysport der Skating-Stil das Zepter deutlich übernommen. Was äusserst schade ist, denn die Spitzensportler zeigen es vor. Die Top-Langläufer trainieren beide Techniken gleichermassen und profitieren dabei durch die Abwechslung optimal. Gründe für die Skating-Dominanz: Skating ist für Einsteiger technisch einfacher, schneller – und schlussendlich über viele Jahre wohl matchentscheidend – beim Skating muss man sich keine grossen Gedanken zum Material und zur Wachserei machen.

Mit modernen Fellski sind aber auch beim Klassisch-Laufen die Wachssorgen verschwunden. Einziger Wermutstopfen: Beide Langlauf-Stile benötigen eine eigene Ausrüstung und verursachen dadurch eine doppelte finanzielle Investition. Aber dennoch: Wer optimal profitieren will, setzt auf beide Techniken. (und man kann ja auch einfach einmal ein paar Ski mieten). Das haben Klassisch-Langlaufen und Skating zu bieten:

Klassisch Langlauf

Physische Beanspruchung

  • Umfassende muskuläre Beanspruchung aller Muskelgruppen.
  • Herz-Kreislauf-System kann in seiner ganzen Bandbreite gefördert werden.
  • Schonende Belastung des Bewegungsapparates.
  • Verstärkter Einsatz der Wadenmuskulatur und der Hüftstrecker (Gesässmuskel, Kniebeuger und –strecker).
  • Für Doppelstockeinsatz Hüftkraft und Hüftstabilität wichtig.

Material

  • Zwei Grundmodelle: Wachsski und No-Wax-Ski mit Steighilfen (Fellski).
  • Beim Wachsski kommen Gleit- und Haftwachs in Kombination zum Zug: Vorne und hinten befinden sich die Gleitzonen, in der Abstosszone wird Steigwachs aufgetragen.
  • Beim No-Wax-Ski entfällt das Wachsen der Abstosszone. Moderne Fellski haben die Schuppenski verdrängt und ermöglichen ein Klassisch-Laufen bei praktisch allen Schneeverhältnissen ohne mühsame Wachserei.
  • Grundsätzlich hat der Klassisch-Ski eine längere und höhere Bogenspannung als der Skating-Ski und ist daher auch länger.
  • Moderne Fell-Modelle besitzen eine verstellbare Bindung, wodurch der Abstosspunkt je nach Schneeverhältnissen verändert werden kann. Bei langsamen (stumpfen) Verhältnissen rutscht die Bindung nach hinten, bei schnellen (spitzen) Verhältnissen nach vorne.
  • Klassisch-Schuhe lassen dem Fussgelenk viel Bewegungsfreiheit nach vorne, aber nicht zur Seite.
  • Klassisch-Stöcke sind etwas kürzer als Skating-Stöcke (Körpergrösse (in cm) x 0,83 = Klassisch-Stocklänge).

Vorteile

  • Grosse Bewegungsvielfalt mit Diagonal-Schritt und Doppelstock beidbeinig und mit einbeinigem Abstoss im Wechsel.
  • Tempo kann sehr gut dem Fitnesszustand angepasst werden, vom gemütlichen Skiwandern bis hin zum Tempolauf bergauf. Dadurch keine schnelle Ermüdung und auch lange Trainings gut möglich.
  • Balance und Stabilität sind in der Loipe besser zu kontrollieren als beim Skating.
  • Auch im coupierten Gelände für gemütliche Läufer geeignet.
  • Spezielle Loipen nur für Klassisch-Läufer bieten fantastische Landschaftserlebnisse.

Nachteile

  • Tiefere Geschwindigkeit als beim Skating.
  • Abhängigkeit von gut gespurten Loipen.
  • Bei Einsteigern können Rückenschmerzen auftauchen infolge schwacher und überlasteter Rumpf- und Rückenmuskulatur.

Lauftechniken

  • Diagonalschritt (ein Bein hinten, wechselseitiger Arm vorne): Stockeinsatz erfolgt auf jeden Schritt.
  • Doppelstockstoss in der Spur entweder beidbeinig oder mit Einbeinabstoss. Oder in Kombination.
  • Grätschschritt bei steilen Anstiegen: Ski diagonal gegen den Hang aufgekantet (wie Skating). Auf einen Schritt folgt ein Stockeinsatz.

 

Skating

Physische Beanspruchung

  • Umfassende muskuläre Beanspruchung aller Muskelgruppen mit verstärktem Einsatz der Oberkörpermuskulatur.
  • Verstärkte Belastung der Kniegelenke durch seitlichen Abstoss.
  • Verstärkte Beanspruchung der Ab- und Adduktoren (Beinabspreizer und Beinschliesser).
  • Gute Rumpfstabilität und gleichzeitig auch Hüftbeweglichkeit erforderlich.
  • Für den Rennsport auch Sprung- und Schnellkraft wichtig.

Material

  • Ski etwas kürzer als Klassisch-Ski und vorne mit abgerundeter Schaufel, damit sie nicht im Schnee hängen bleiben.
  • Skating-Schuhe sind höher geschnitten und müssen seitlich sehr viel Stabilität bieten.
  • Die Skating-Bindung bietet eine gute Führung und seitliche Stabilität für einen kraftvollen Abstoss.
  • Skating-Stöcke sind möglichst leicht, stabil und länger als Klassisch-Stöcke (Körpergrösse (in cm) x 0,89 = Skating-Stocklänge). 

Vorteile

  • Ausrüstung sehr einfach zu handhaben (auf Ski steigen und loslaufen).
  • Nur Gleitwachs nötig (mittlerweile auch gut als Spray möglich). Einfache Vor- wie auch Nachbereitung.
  • Grundtechnik einfach zu lernen.
  • Schnell. Vor allem im Flachen sind mit relativ geringem Aufwand hohe Geschwindigkeiten zu erreichen.

Nachteile

  • Balance je nach Beschaffenheit des Untergrundes nicht ganz einfach vor allem bergab (Sturzgefahr).
  • Weniger gut trainierte Sportler laufen bereits bei kleinsten Steigungen im roten Bereich (Gefahr der Überforderung). Daher zu Beginn nur kürzere Einheiten möglich.
  • Häufig tauchen bei Einsteigern Rückenschmerzen auf infolge schwacher und überlasteter Rumpf- und Rückenmuskulatur.

Lauftechniken

  • 1:2 symmetrisch. Gebräuchlichste Schrittart mit einem Stockeinsatz auf zwei Schritte und symmetrischer Armführung. Ideal für flaches oder leicht abfallendes Gelände.
  • 1:2 asymmetrisch. Ein Arm ist der Führarm, der weiter vorne eingesteckt wird. Läuft man in steilem oder schrägem Gelände, ist der Führarm auf der Hangseite.
  • 1:1. Auf jeden Schlittschuhritt folgt ein Doppelstock-Stoss. Anstrengend. Hohe Armkraft und Kadenz erforderlich (gebräuchlich im flachen und leicht ansteigenden Gelände zur Temposteigerung).
  • Doppelstockstoss in der Spur (wie beim Klassisch).