Lerne von einer neuen Generation von Läuferinnen über Motivation jenseits von Rang und Zeit

23. Juli 2024

Die ehemalige Spitzen-Kunstturnerin Ariella Käslin und die erfolgreiche junge Schweizer Kochbuchautorin Nadia Damaso haben ein gemeinsames Laufziel: der Halbmarathon beim Greifenseelauf vom 21. September 2024.

Noch stärker als in den Jahren zuvor hat sich der Laufsport jüngst vom Wettkampf- zum Erlebnissport entwickelt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer suchen neue Herausforderungen, jubelnde Zuschauerspaliere oder Events mit wunderschöner Landschaft, Rang und Zeit sind Nebensache.

Zwei typische Vertreterinnen einer neuen und unbekümmerten Generation von Läuferinnen mit der puren Lust am Laufen sind die ehemalige Spitzen-Kunstturnerin Ariella Käslin und Nadia Damaso, eine erfolgreiche Kochbuchautorin.

Die beiden haben sich vom Greifenseelauf für ein internes Duell in der Kategorie «Challenge your Buddy» begeistern lassen, bei der es am 21. September darum geht, andere für den populären Lauf zu motivieren und gleichzeitig herauszufordern. So unterschiedlich die bisherigen «Laufkarrieren» von Ariella Käslin und Nadia Damaso auch sind, so überraschend viel Gemeinsamkeiten weisen sie auf.

Challenge your Buddy

Jetzt mitmachen – so geht’s 

«Challenge your Buddy» ist eine Aktion des Greifenseelaufs und soll Sportlerinnen und Sportler motivieren, sich gegenseitig am diesjährigen Event vom 21. September herauszufordern. Dabei steht weniger der Wettstreit um Zeit und Rang im Vordergrund, sondern die Motivation, sich gegenseitig für eine Teilnahme begeistern zu lassen.

Und so geht`s: Melden Sie sich beim Greifenseelauf 2024 entweder für den Halbmarathon oder 10-km-Lauf an und wählen Sie dabei die Option «Gegner/Gegnerin herausfordern». Geben Sie die Angaben der Person ein, die Sie herausfordern bzw. motivieren möchten. Die herausgeforderte Person erhält daraufhin ein Einladungs-Mail mit Infos zur Aktion. Nach dem Lauf bekommen beide Duellanten eine Auswertung der Streckenabschnittszeiten. Läuferinnen und Läufer, die sich bereits angemeldet haben, können ihre Daten ändern und ebenfalls eine Person zum Duell herausfordern.

 Jetzt mitmachen

Ariella Käslin liebt Event-Stimmung 

Als eine der erfolgreichsten Schweizer Kunstturnerinnen aller Zeiten und hat Ariella Käslin in ihrem ersten Sportlerinnenleben die Schweiz begeistert und mit zahlreichen internationalen Medaillen beglückt. Mit ihrer Offenheit nach dem Rücktritt hat sie zudem viel dazu beigetragen, dass die Trainingsbedingungen im Turnsport hinterfragt und genauer unter die Lupe genommen wurden. 

Enorm sportlich ist sie auch nach dem Rücktritt geblieben. Die 36-Jährige probiert aus, wozu sie Lust hat: Halb- und Marathons, Ironman 70.3, Engadin Skimarathon, Vasalauf, Swiss Epic, Crossfit-Wettkämpfe, Velorundfahrten oder Bikepacking-Events – Ariella Käslin liebt die Stimmung an Volksanlässen. «Laufen ist zwar nicht meine Hauptsportart, aber ich liebe das Gefühl in der Menge. Und auch der Spaghetti-Plausch im Zelt oder das Beisammensein danach finde ich extrem cool, das kannte ich im Kunstturnen nicht.» 

Mit dem Laufsport kam sie bereits früh in Kontakt, ihr Vater war ein begeisterter Jogger und lief immer um den Rotsee. «Als Sechsjährige begleitete ich ihn einmal und lief sechs Kilometer – darauf war ich extrem stolz.» Nach ihrem Rücktritt vom Spitzensport trat Ariella Käslin dem Leichtathletik-Club Luzern bei, übte sich zuerst im Sprint, wechselte dann aber nach und nach zu längeren Distanzen. Schon bald folgte 2018 der erste Marathon in Luzern, «mit etwas über vier Stunden zwar nicht schnell, aber ein supercooles Erlebnis.»

Nur kurze Zeit später folgte der Zürich Marathon, ganz kurzfristig und ohne Planung. «Ich liebe es, mich ganz spontan zu Läufen anzumelden. Gezielt auf Events hintrainieren hingegen ist nicht mein Ding.» Beim Laufsport schätzt sie die Ruhe und Entspannung: «Die Natur mit ihrer Wirkung auf Körper und Geist geniesse ich ungemein.» 

Nadia Damaso läuft fast täglich 

Noch weitaus häufiger als Ariella Käslin schnürt Nadia Damaso ihre Laufschuhe. Zwischen 80 bis 120 Kilometer wöchentlich absolviert die 27-Jährige, und das in den letzten acht Jahren nonstop das ganze Jahr hindurch! Wer nun denkt, da sei eine ehrgeizige Leistungssportlerin am Werk, die höhere Ziele anstrebt, liegt komplett falsch. Nadia Damaso ist eine reine Lustläuferin ohne jegliche Wettkampfambitionen. «Ich laufe einfach gerne, am liebsten einfach drauflos, intuitiv nach Gefühl in eine Richtung und irgendwie wieder zurück, meist um die zwei Stunden.» 

Das diesjährige Motto des Greifenseelaufs «Challenge your Buddy» könnte bei der Engadinerin also ebenso gut auch «Challenge your Body» heissen. «Stimmt», sagt sie lachend, «ich challenge mich gerne mit möglichst vielen Sachen. Dabei geht es aber um mich und meine persönliche Herausforderung und nicht um einen Wettkampf gegen andere.» Logisch daher, dass ihr Begriffe wie zielgerichtetes Training oder Effizienz im Zusammenhang mit Laufsport nur wenig sagen. «Ich habe weder einen Plan noch eine Sportuhr, die mir sagt, bei welchem Puls ich was machen muss. Was mich beim Laufen motiviert, ist die Zeit in der Natur, den Kopf freizubekommen, den Körper zu spüren und mich auf allen Ebenen aufzuladen» 

Sich selbst herausfordern

Sport ist der in Pontresina aufgewachsenen Nadia Damaso in die Wiege gelegt. Bereits als Kind hat sie alle Sportarten ausgeübt, die ein Engadiner-Kind ausübt von Skifahren, Langlauf, Rennvelofahren oder Mountainbike bis hin zum Klettern. Zehn Jahre lang nahm sie jeden Winter an Langlauf-Wettkämpfen teil. Mit 16 kehrte Nadia Damaso dem Leistungssport aber den Rücken, zog für ein Austauschjahr nach Kanada – und kam mit 15 Kilo mehr auf den Rippen zurück. «Die Pubertät, weniger Bewegung und der Ami-Junkfood taten ihre Wirkung – deshalb habe ich mich nach meiner Rückkehr mit gesunder Ernährung auseinandergesetzt, wieder mit Sport begonnen und meinen Lebensstil verändert.»

Sie besann sich auf ihre Kochleidenschaft, kreierte neue Rezepte, machte davon als begeisterte Hobbyfotografin schöne Bilder und postete ihr «Ernährungstagebuch» auf Instagram. Das traf den Nerv der Zeit und innert weniger Monate hatte sie 30000 Abonnenten. Und schon bald startete sie ein neues Projekt. «Ich wollte nicht nur auf Bildschirmen präsent sein, sondern etwas Handfestes, etwas Nachhaltiges gestalten.» Sie fragte zwei Verlage an und veröffentlichte ihr erstes von bislang vier Koch-Bestsellern mit dem Motto «Eat better not less». Was ihr bei allen Büchern wichtig war: «Ob Rezepte, Fotos, Texte, Grafik und Layout – ich habe alles von A bis Z selbst gestaltet.» 

Gesundheit, Wohlbefinden und eine natürliche Lebensweise sind bis heute die tragenden Eckpfeiler in Nadia Damasos Alltag, sie bewegt sich täglich im Fitnessstudio «Natur». Am liebsten ist sie dabei allein unterwegs. «Laufen ist meine ganz persönliche Verbindung mit der Natur, die ich ungemein geniesse und wo ich machen kann, was ich will. Vielleicht lege ich mich zwischendurch mal ins Gras, gehe im Bach baden oder jogge bei Vollmond durch den Wald.»

Mit der Zusage zur «Challenge my Buddy» am Greifenseelauf im September, bei der sich Nadia Damaso und Ariella Käslin gegenseitig herausfordern, hat die kreative Bündnerin erstmals seit langer Zeit wieder ein Wettkampf-Ziel vor Augen. Stachelt sie das an? Ja, im Sinne, mich herauszufordern und mein Bestes zu geben! Ich freue mich auf den Lauf.» Und wie wichtig ist ihr, schneller zu sein als ihre Gegenspielerin? «Das ist mir weniger wichtig. Ich weiss weder, wie schnell ich selber rennen kann noch wie schnell Ariella läuft.» 

Ansporn für andere

Auch bei Ariella Käslin steht das Resultat nicht im Vordergrund: «Ich möchte vor allem die Atmosphäre aufsaugen. Als frühere Kraftsportlerin bin ich alles andere als eine geborene Läuferin, aber ich bin mental stark und kann beissen. Ich bin aber langsam unterwegs und werde jetzt in der Vorbereitung auch nicht häufiger laufen gehen.» Lachend ergänzt sie: «Das würde ohnehin nichts nützen, ich glaube Nadia ist superschnell.» Die Anfrage für die Greifenseelauf-Challenge hat Ariella Käslin sehr gefreut. «Ich finde den Lauf toll und habe ihn auch schon geschafft. In der Freizeit fahre ich mit dem Velo oft um den Greifensee.»

Wie steht es mit dem zu erwartenden Leistungspotenzial der beiden jungen Läuferinnen? «Mein Ziel lautet unter zwei Stunden», sagt Ariella Käslin, «aber viel schneller wird es wohl nicht werden.» «Keine Ahnung», tönt es von Nadia Damaso, die als einzigen Anhaltspunkt vor einigen Jahren eine coupierte und 11 km lange Teilstrecke der Sola-Stafette deutlich unter einem 5-Minuten-Schnitt als Referenz hat, was ungefähr auf eine Zeit um 1:40-1:45 Stunden hinauslaufen würde.

Leistungsmässig also klare Vorteile bei der Engadinerin, die sagt: «Ich gebe mein Bestes.» Ein Duell um Rang und Zeit steht für beide nicht im Vordergrund. «Aber vielleicht können wir mit unserer Teilnahme andere motivieren, auch mitzumachen oder jemanden für den Greifenseelauf zu motivieren», sagt Ariella Käslin. «Erstens ist es ein wunderschöner Lauf und zweitens können alle mit einer guten Grundkondition einen Halbmarathon laufen, wenn sie sich dafür begeistern und motivieren lassen. Dafür muss man nicht zwingend dreimal pro Woche laufen gehen.»

Nadia Damaso

Alter: 27
Spitzname: Träumerin, weil ich als Kind immer etwas in meiner eigenen Welt in 
den Wolken war.
Beruf: Kochbuchautorin, bald auch mit einer eigenen Kochsendung, Unternehmerin, Refe-rentin, Musikerin.
Sport früher: Langlauf, Tennis, Schwimmen, Geräteturnen, Skifahren, Rennvelo, Mountain-bike, Klettern.
Sport heute: In erster Linie Laufsport, dazu Velofahren, Schwimmen, Pilates und Lagree Fitness.
Laufschuh: Ein Modell von Hoka. «Damit fühle ich mich wohl. Hauptsache, der Schuh ist weiss, das ist entscheidend. 
Bedeutung Laufsport: «Laufen ist meine persönliche Verbindung mit der Natur, wo ich meine Kreativität fliessen lassen und mich auf allen Ebenen aufladen kann.»
Ziel am Greifenseelauf: «Mein Bestes zu geben.»

«Ich laufe liebsten einfach drauflos, intuitiv nach Gefühl in eine Richtung und irgendwie wieder zurück.»

Ariella Käslin

Alter: 36
Spitzname: Ari
Beruf: Referentin und Coach, BSc in Sportwissenschaft und Psychologie (Universität Bern), BSc Physiotherapie Fachhochschule SUPSI
Sport früher: Als Kind Ballett und Wasserski, danach 20 Jahre Spitzensport Kunstturnen mit internationalen Erfolgen (Europameisterin im Sprung 2009, EM-Bronzemedaille Mehr-kampf 2009, WM-Silbermedaille im Sprung 2009, 5. im Sprung bei den Olympischen Spie-len 2008, 20-fache Schweizermeisterin. Von 2008-2010 dreimal Schweizer Sportlerin des Jahres).
Sport heute: Crossfit, Triathlon (Ironman 70.3), Laufen, Surfen, Langlaufen, Wandern, Wasserski.
Laufschuh: Ein Modell von Asics, «damit laufe ich am liebsten abseits vom Teer sowohl im Training wie auch bei den Events.»
Bedeutung Laufsport: «Beim Laufen geniesse ich die Natur mit ihrer Wirkung auf Körper und Geist.»
Ziel am Greifenseelauf: «Die Stimmung aufzusaugen und es unter 2 Stunden zu schaffen.»

«Vielleicht können wir mit unserer Teilnahme andere motivieren, auch mitzumachen.»