Vom Spotcheck zur Foto-Flat: Sportograf beim 51. Engadin Skimarathon

Engadin Skimarathon, oder: wie man eines der drei größten Langlauf-Skating Rennen der Welt fotografiert

Der 51. Engadin Skimarathon am 10.03.2019 war unser Erster und für uns sind ‚neue‘ Events immer eine besondere Herausforderung, denn ganz ohne Erfahrungen muss direkt Alles perfekt funktionieren! Wie bereitet man sich als Fotoagentur also auf so ein Grossereignis mit über 14000 Startern vor? Neben Buchungen für Übernachtungen viele Monate im Voraus: Natürlich am besten vor Ort! Die Strecke abzufahren, um nach den besten Foto-Spots zu suchen, kann man einfach durch nichts ersetzen.

Davon abgesehen sind wir Sportverrückte und lassen keine Gelegenheit aus, uns bei einem ‚Spotcheck‘ selber der sportlichen Herausforderung zu stellen. Jeder Spot wird im Handy markiert und mit Fotos und Videos dokumentiert.

Wenn aber grosse Teile der Strecke auf gefrorenen Seen verlaufen, was dann?
Die Antwort ist einfach: Abwarten bis die Seen gefroren sind und genug Schnee gefallen ist!
So warteten wir bis Januar 2019, die Seen des Engadins waren gefroren und mit Schnee bedeckt, die Strecke existierte nun also. Für uns hiess das: Auf zum Spotcheck!

Einen Spotcheck plant man nicht von langer Hand, denn was bringt es, wenn man in die schönste hochalpine Landschaft fährt um Fotomotive zu suchen, wenn einem die Sicht von einem Schneesturm genommen wird?

"Also: Mittwoch ins Engadin?"
- "Nein, da ist starker Schneefall!"
"Wie wäre es mit Dienstag?"
- "Dienstag ist perfekt!"

Wir erreichten Dienstagmorgen den Parkplatz am Zielgelände mit grosser Nervosität: das Thermometer im Auto zeigte: -27° C an. Sportograf Gründer Tom hat schon das berühmte Cape Epic gefinisht und sich beim legendären Grand Raid am Pas de Lona von einem Schneesturm nicht abschrecken lassen, ich hatte schon im Schneeregen den Col du Galibier bezwungen, doch wir waren noch nie bei solchen Temperaturen auf dem Rad!

Doch jetzt gab es kein Zurück mehr: Warm anziehen, E-Bikes ausladen und los gehts!

Erste gute Nachricht: die Ebikes arbeiteten trotz der Kälte! Wir fanden sofort einige schöne Spots kurz vor dem Ziel. 

 

Die erste schlechte Nachricht: nach 15min waren die Displays unserer Fahrradcomputer eingefroren, weitere 5min später hörte ich das unsägliche Piepsen des noch vor 20min vollen Akkus: Akku leer. 

Wir markierten einen weiteren Spot auf dem Handy, wollten ein Video machen, um es später dem Fotografen zu schicken, der hier stehen wird, doch auch das Handy hatte mit den Temperaturen zu kämpfen.
Okay, dann halt mit der Kamera? 
"Auf die Kamera ist Verlass, war ja klar!", sagten wir erleichtert, als wir endlich die Fotos zu dem Spot gemacht haben.

 

Nach 50min war uns klar, dass -27°C nicht zum Biken gemacht sind: Ich hatte einmal falsch ausgeatmet und Eiskristalle auf der Brille, Tom fuhr mit einer Hand, die andere Hand war im Handschuh zur Faust geballt und alle 5 Minuten musste er wechseln, trotz Wärmepolstern! 
Wir fanden ein Café, in dem wir uns wieder aufwärmen konnten. In der Zwischenzeit stand die Sonne hoch am Himmel und bevor wir weiterfuhren, legten wir noch eine kurze Foto-Session auf der inzwischen sonnigen Strecke ein.

Der Rest des Spotchecks lief wie von allein, wobei wir uns schon fragten, wie teuer eine Nacht in einem 5* Hotel von St. Moritz wohl wäre und am Ende fanden wir noch diese tolle Burg! Beim Engadin Skimarathon wird hier 2,5h ohne Pause fotografiert.

 

Mit vielen guten Spots und Eindrücken ging es zurück. Jetzt wartete die eigentliche Arbeit: von den markierten Spots die Besten auswählen, Fotografen zuweisen und planen, wie die Fotografen am grossen Tag am besten zu ihrem Spot kommen.

Die "Generalprobe" eine Woche vor dem Engadin Skimarathon läuft perfekt: die Bilder vom Jubiläums-Frauenlauf werden bei strahlendem Sonnenschein einfach super. Die Stimmung ist auch schon fantastisch.

 

Donnerstag-Abend fotografieren wir auch den Engadin Nachtlauf, bei dem die Teilnehmer zusätzlich zur Nacht auch einem Schneesturm trotzen müssen.

 

Der grosse Tag rückt näher, doch am Freitag gibt es noch einmal Aufregung: ein Fotograf ist krank geworden, aber wir finden in letzter Minute noch einen Ersatz.

Und dann ist es soweit. Jeder Fotograf kennt seine Aufgabe, alle Akkreditierungen sind verteilt, das Wetter passt und um 8:25 starten die Frauen pünktlich! Die Menschenmassen, die begeistert auf den riesigen Loipen der gefrorenen Seen ihr Rennen beginnen, sind ein Bild, das ich nicht so schnell vergessen werde. 
Durch die Live-Übertragung des Rennens aus Helikoptern dürfen wir heute keine Fotodrohne starten lassen. Schade, denn ich sehe später spektakuläre Luftbilder.

 

Dario Cologna erreicht mit einem neuen Streckenrekord das Ziel und 6h später, um 16h, erreicht auch der Letzte die Ziellinie in S-Chanf und unsere Zielfotografen haben auch Feierabend! Zu dem Zeitpunkt sind im Pressezentrum 3 Laptops und ein grosser Haufen Cardreader schon seit Stunden fleissig am Arbeiten. Ab jetzt zählt jede Sekunde, um alle Bilder so schnell wie möglich zu kopieren, nach Nummern zu sortieren, nachzubearbeiten und zum Download zur Verfügung zu stellen.

Gegen 18h ist unsere Bestof online, nahezu zeitgleich werden Bestofs aus London und Paris von den dortigen Halbmarathons online gestellt. Schon jetzt ist klar: insgesamt warten über 1,5 Millionen Bilder vom Wochenende darauf, jetzt möglichst schnell online zu gehen, um Sportler aus allen möglichen Ländern zu begeistern. Am Dienstag um 11h, exakt 45h nach dem letzten Teilnehmer im Ziel sind alle 250'000 Bilder unseres ersten Engadin Skimarathons online und per Startnummer durchsuchbar.

Foto: Sportograf, ZVG

Alle Bilder vom 51. Engadin Skimarathon findet ihr hier.