Fabienne Vonlanthen im Datasport-Check

12. August 2025

Fabienne Vonlanthen ist erst die zweite Schweizer Läuferin überhaupt, die sich die Schweizermeistertitel über 10 km, Halbmarathon und Marathon gesichert hat. Dies ist besonders bemerkenswert, da die 32-Jährige erst mit 25 Jahren mit dem Laufen begonnen hat.

Der Weg zum Laufsport

Zum Laufen bin ich relativ spät gekommen, erst mit 25 Jahren. Davor hatte ich mich seit dem Schulsport in der Oberstufe kaum mehr körperlich betätigt, höchstens mal bei Spaziergängen mit dem Familienhund. Als ich mich 2019 für die Polizeischule bewerben wollte, war klar: Ein Sporttest steht an. Mir wurde bewusst, dass ich etwas für meine Fitness tun musste. Also kaufte ich mir Laufschuhe und lief einfach los. Ich fand schnell Freude daran, blieb auch nach der bestandenen Aufnahmeprüfung dran und nahm an ersten Wettkämpfen teil. Dabei stellte ich fest, dass ich nicht nur mithalten konnte, sondern oft weit vorne platziert war. Seit Ende 2020 trainiere ich strukturiert nach Plan. Bereits im Herbst 2021 durfte ich meinen ersten Schweizermeistertitel über den Halbmarathon feiern. Mittlerweile sind weitere Titel dazugekommen, und ich habe mein Arbeitspensum reduziert, um mich noch gezielter auf Training und Erholung konzentrieren zu können. Was mit einem Eignungstest begann, ist heute der Mittelpunkt meines Alltags. Mein Leben ist inzwischen klar aufs Laufen ausgerichtet.

Ziele 2025

2025 ist für mich jetzt schon ein ganz besonderes Jahr. Ich hätte nie gedacht, dass ich gleich zwei Schweizermeistertitel, über 10  km und im Marathon, holen würde. Auch die neuen Bestzeiten über 10  km und im Halbmarathon machen mich unglaublich glücklich. Es fühlt sich schön an, zu sehen, wie sich die harte Arbeit auszahlt.

Der Fokus für den Rest des Jahres liegt ganz klar auf dem Valencia-Marathon. Dort möchte ich meine persönliche Bestzeit deutlich unterbieten. Je nachdem, wie die Marathonvorbereitung verläuft, werde ich an der Halbmarathon-Schweizermeisterschaft teilnehmen. Wenn es am Ende für einen weiteren Titel reicht, wäre das natürlich schön, aber für mich steht immer ein gutes Rennen im Vordergrund.

Trainingsalltag

Mein Training richtet sich stark danach, in welcher Phase der Saison ich mich befinde und welches Ziel ich verfolge. In der Marathonvorbereitung laufe ich im Schnitt einmal pro Woche einen Longrun von über 30 Kilometern. Ausserdem stehen ein bis zwei Krafttrainingseinheiten pro Woche auf dem Plan, um den Körper zu stärken und Verletzungen vorzubeugen. Zwei bis drei Mal pro Woche absolviere ich intensive Laufeinheiten wie Intervalle oder Schwellentrainings, und dazwischen mache ich verschiedene Dauerläufe unterschiedlicher Distanzen und Tempi.

Wenn ich mich auf einen Halbmarathon oder einen 10-km-Lauf vorbereite, fallen die ganz langen Läufe weg, die Intervalldistanzen sind kürzer und das Tempo höher. Als willkommene Abwechslung und Ergänzung zum Laufen fahre ich gerne Rennrad.

Trainingsvolumen

Im Schnitt laufe ich etwa 120 bis 140 Kilometer pro Woche. In der intensiven Marathonvorbereitung kann das auch mal bis zu 180 Kilometer werden. Insgesamt komme ich mit den Laufeinheiten und meinem Alternativtraining, wie Rennradfahren oder Krafttraining, auf etwa 12 bis 18 Stunden Training pro Woche.

Trainingsphilosophie

Lieber gezielt und fokussiert trainieren, als planlos Kilometer zu sammeln.

Dabei ist es mir besonders wichtig, auf meinen Körper zu hören. Wenn ich merke, dass ich müde bin oder sich kleine Beschwerden anbahnen, nehme ich das ernst. Ich gönne mir dann bewusst eine Pause oder passe die Einheit entsprechend an. Regeneration und mentale Ausgeglichenheit sind für mich genauso entscheidend wie die intensiven Trainingsreize. Nur wenn beides im Gleichgewicht ist, kann ich langfristig gesund bleiben und mein Potenzial wirklich entfalten.

Pace oder Gefühl

Grundsätzlich laufe ich viel nach Gefühl. Ich finde es wichtig, in den Körper hineinzuhören und nicht ständig auf die Uhr zu schauen. Natürlich spielt Pace im strukturierten Training, wie zum Beispiel bei Intervallen oder Tempoläufen, eine wichtige Rolle. Da hilft mir die Uhr, die Vorgaben im Blick zu behalten. Aber selbst da entscheidet letztlich das Körpergefühl, wie weit ich gehen kann.

Marathon

Der Marathon ist für mich definitiv die Königsdisziplin im Laufsport - sowohl körperlich, aber vor allem auch mental. Keine andere Distanz fordert mich so sehr heraus und fasziniert mich gleichzeitig so sehr.

Ich liebe die Vorbereitung mit all ihren Höhen und Tiefen. Es ist diese Mischung aus Ausdauer, Willenskraft, Taktik und Geduld, die den Marathon für mich zur Lieblingsdistanz macht. Dieses Gefühl im Ziel, wenn alles aufgegangen ist, ist kaum in Worte zu fassen.

Job

Seit 2019 arbeite ich bei der Schaffhauser Polizei. Vor rund zwei Jahren habe ich mein Arbeitspensum bewusst auf 40 % reduziert, um mehr Zeit und Energie ins Lauftraining, und vor allem auch in die nötige Erholung, investieren zu können. Der Schichtdienst, besonders die Nachtdienste, war auf Dauer einfach nicht ideal für Körper, Rhythmus und Regeneration. Heute arbeite ich in der polizeilichen Prävention. Ich halte Schulungen und Verkehrsinstruktionen für alle Altersgruppen, vom Kindergarten bis ins Rentenalter.

Erholung

Erholung ist für mich genauso wichtig wie das Training selbst. Ich gehe ein- bis zweimal pro Woche zur Massage oder Physiotherapie, mache regelmässig Yoga oder Dehnübungen und achte sehr auf guten Schlaf. Zudem lege ich grossen Wert auf eine ausgewogene Ernährung und versuche meinem Körper genau das zu geben, was er zum richtigen Zeitpunkt braucht.

Auch mentale Pausen sind mir wichtig, zum Beispiel eine entspannte Rennradtour oder Zeit mit Familie und Freunden. Das gibt mir neue Energie für die nächsten Trainingseinheiten.

Mein Lieblingstraining

Ich mag ganz klar Einheiten mit Tempovariationen, egal ob Intervalle oder lange Läufe. Die Abwechslung macht das Training spannend und hält mich motiviert. Diese intensiven Einheiten fordern mich total heraus, machen aber gleichzeitig richtig viel Spass.

Meine Stärke

Mein gutes Körpergefühl ist meine grösste Stärke. Ich weiss genau, was mein Körper braucht, wann ich Gas geben kann und wann ich eine Pause einlegen sollte. Bisher musste ich noch nie wegen einer Verletzung pausieren, und ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt. Zudem habe ich einen ziemlich sturen Kopf: Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, setze ich alles daran, es zu erreichen.

Meine Schwäche

Ich bin oft mein grösster Kritiker und manchmal ziemlich hart zu mir selbst. Ausserdem habe ich manchmal den Drang, alles perfekt machen zu wollen, was mich manchmal ausbremst. 

Mein Erfolgsrezept

Disziplin, Geduld und vor allem Freude am Prozess, das sind für mich die Schlüssel zum Erfolg. Ich liebe, was ich tue, und genau diese Leidenschaft gibt mir den Antrieb, mit klaren Zielen fokussiert und strukturiert dranzubleiben - auch wenn es mal Rückschläge gibt.

Geheimtipp

Geduld und Kontinuität! Fortschritte kommen nicht über Nacht, sondern durch regelmässiges Training - auch an den Tagen, an denen man keine Lust hat. Wenn man dranbleibt, zahlt sich das langfristig aus.

Und ganz wichtig: Spass dabei haben, denn nur so bleibt man wirklich motiviert.