Interview mit Adriano Iseppi
Nach der Ausbildung zum Turn- und Sportlehrer war Adriano Iseppi als Disziplinenchef Langlauf beim Schweizer Skiverband und als Projektleiter Sport am Hochalpinen Institut Ftan tätig. Er hat Dario Cologna auf dem Weg in die Weltspitze begleitet und die erfolgreiche Phase im Schweizer Langlaufsport eingeläutet. Zurzeit arbeitet er an der Talentschule in Champfèr als Sportkoordinator und ist beim Schweizer Fernsehen Co-Kommentator von Langlaufwettkämpfen.
Du kennst den Langlaufsport als Athlet, Trainer, Veranstalter und TV-Experte. In welchen Bereichen hat er sich in den letzten Jahren am meisten entwickelt?
Der Langlaufsport hat sich in mehrfacher Hinsicht verändert. Neben wissenschaftsbasierten Weiterentwicklungen bezüglich Trainingslehre etc. sind auch neue und angepasste Disziplinen wie Sprint und Skiathlon dazugekommen. Die mediale Vermarktung hat die Sportart auch entscheidend verändert, so kommen heute häufig Massenstartrennen vor und die Tour de Ski mit ihrem Mehretappenkonzept ist eine weitere entscheidende Weichenstellung, welche der Disziplin Langlauf sehr viel gebracht hat.
Ein guter Langläufer wird im Sommer gemacht. Wie soll sich ein Hobbysportler fit halten, damit er optimal in die neue Saison starten kann? Kannst du uns einen Überblick geben wie man sein Sportjahr und den Aufbau einteilen sollte?
Langlauf ist eine „Ganzkörpersportart“. Daher kann man fast nichts falsch machen, vorausgesetzt man bewegt sich regelmässig. Irgendeine Muskelgruppe, die man beim Langlauf braucht, wird dabei bestimmt trainiert. Sei dies durch Laufen, Schwimmen, Radfahren, Bergwandern (am besten mit Stöcken) oder auch mit Spielsportarten. Grundsätzlich ist es wichtig, sich in den Sommer-/ und Herbstmonaten durch längere Einheiten die Basis zu holen. Auf diesem Fundament kann dann im Spätherbst/Frühwinter mit schnelleren Einheiten aufgebaut werden. Für die Profis ist das „Intervalltraining“ ein wesentlicher Bestandteil des Trainings über das ganze Jahr.
Du hast mit Dario Cologna dem erfolgreichsten Schweizer Langläufer aller Zeiten den Weg gewiesen. Was zeichnet den Olympiasieger und Weltmeister besonders aus?
Dario ist ein Jahrhunderttalent. Was zeichnet jetzt jedoch so ein Talent aus? Es ist neben dem perfekten Körperbau für die Sportart Langlauf (unten fein gegliedert und nach oben immer breiter werdend) auch die Resistenz des Körpers gegen physische Ermüdung und mentale Erschöpfung. Die Bewegungsintelligenz, mit der er seine herausragende Technik auf den Schnee bringt, ist ein weiterer entscheidender Faktor.
In Champfèr trainierst du Jugendliche unter anderem in Langlauf, Ski Alpin und Snowboard. Welche drei wichtigsten Ratschläge gibst du ihnen sowie Hobbysportlern, damit sich die individuellen Ziele erreichen lassen?
Die Freude am Sport steht über alles. Die intrinsische Motivation muss solch einen Bewegungstrieb auslösen, dass die Opfer, die man für das Erreichen der sportlichen Ziele aufwenden muss, eben gar keine sind. Zusammengefasst heisst dies:
- Immer Freude an der Bewegung haben
- Einen Fuss nach den anderen setzen
- Mit Geduld und konsequent an den Defiziten arbeiten.
Foto: ZVG
Wir danken Adriano Iseppi für die spannenden Antworten.
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