Interview mit Ariane Lüthi
Die nach Südafrika ausgewanderte Schweizerin gewinnt seit Jahren grosse Bike-Marathons im In- und Ausland. Besonders hervorzuheben sind ihre mittlerweile drei Siege am Cape Epic, am Grand Raid und der Titel an den Schweizermeisterschaften.
Du hast das Cape Epic bereits drei Mal gewonnen. Was macht für dich den besonderen Reiz dieses Rennens aus? Welches sind die Schwierigkeiten und Herausforderungen?
Das Cape Epic ist ein Abenteuer auf dem Bike und zugleich eine Möglichkeit, das Land mit dem Bike, meiner grossen Leidenschaft, zu entdecken. Während dies bei meinen ersten Teilnahmen im Vordergrund stand, geht es jetzt ganz klar darum, dieses prestigeträchtige Rennen zu gewinnen. Für mich ist dies eine riesige Motivation, die grossen Umfänge in der Vorbereitung zu machen, wovon ich übrigens im weiteren Verlauf der Saison zehren kann.
Ein zweiter grosser Anreiz stellt in meinen Augen das Format des Team-Wettkampfs dar. Man fährt in einem Zweierteam, was für uns Individualathleten gar nicht so einfach ist. Für den Erfolg sind Harmonie, gegenseitige Unterstützung und Respekt, Vertrauen und vor allem gute Kommunikation entscheidend. Das Meistern dieser Herausforderungen und das Erleben der Emotionen, die man beim Siegen erlebt, sind viel intensiver, weil man sie teilen kann.
Die Schwierigkeiten des Rennens sind im Bereich der Temperatur, des Terrains und der Dauer zu suchen. Es können 15 bis 45 Grad herrschen, die das Fahren auf dem staubigen, sehr rauhen und dadurch langsamen Terrain zur Herausforderung, ja zum Abenteuer machen.
Bei deinen Rennen bist du jeweils mehrere Stunden mit hoher Intensität unterwegs. Beim Cape Epic sogar mehrere Tage nacheinander. Kannst du uns einen Überblick geben, wie du dein Training gestaltest?
In meinem Trainingsalltag unterscheide ich 5 Intensitätsstufen. Mein Coach gibt mir klare Vorgaben, wann ich wie lange und wie intensiv fahren soll, so dass der Aufbau auf meine A-Priorität-Wettkämpfe stimmt. B- und C-Priorität-Wettkämpfe dienen der Vorbereitung und sind willkommene Testmöglichkeiten unter anderem für Material, Taktik und Ernährung. Alle meine Ausfahrten messe ich mit Powermeter. Dies erleichtert meinem Coach die Trainingsplanung und -steuerung.
Rund 20-30% trainiere ich auf dem Rennrad. Den Rest auf dem Bike. Krafttraining mache ich gezielt, aber minimalistisch. Seit kurzem bin ich an Erholungstagen mit einem E-Bike unterwegs, das rund 20kg wiegt, mich aber kräftemässig sehr spezifisch fordert. Insgesamt komme ich auf rund 15-25 Trainingsstunden pro Woche.
Ganz entscheidend ist in meinen Augen die Erholung, beziehungsweise der Schlaf. Ich achte auf 8-9 Stunden pro Nacht und einen Nachmittagsschlaf. Dies ist für mich der grosse Unterschied, seitdem ich Profi bin: Ich habe mehr Zeit für die Erholung und kann mich aufs Wesentliche konzentrieren.
Welches sind deine wichtigsten drei Tipps für all jene, die in diesem Jahr an einem Mountainbike-Marathon starten wollen?
- Trainiere strukturiert und den Anforderungen entsprechend im Hinblick auf das grosse Ziel.
- Schaffe das passende Material an und pflege dieses gewissenhaft.
- Setze dich mit der Wettkampfverpflegung auseinander. Die Ernährung ist matchentscheidend. Beginne deshalb früh mit dem Üben und leg dir eine Strategie fürs Rennen fest. Am besten testest du alles im Rahmen eines Vorbereitungsrennens.
Wie gehst du in ein Rennen? Legst du dir eine Taktik zurecht oder passt du dich der Rennsituation an? Gibt es zum Beispiel einen Verpflegungsplan? Welches sind deine Tipps für Hobbyfahrer?
In Sachen Vorbereitung bin ich eine Perfektionistin. In der Vorbereitung sammle ich möglichst viele Informationen zum Rennen. Je mehr ich weiss und je besser ich vorbereitet bin, desto weniger nervös bin ich. Wenn möglich besichtige ich die Strecke, plane die Verpflegung, das Material und studiere die Konkurrentinnen mit ihren Stärken und Schwächen, so dass es keinerlei Überraschungen gibt. Es gibt keine Ausreden. Wenn doch, habe ich etwas schlecht vorbereitet.
Meine Tipps für die Hobbyfahrer:
- Eine gute Vorbereitung in physischer und mentaler Hinsicht ist mindestens die halbe Miete.
- Was der Profi macht, ist nicht immer gut für den Hobbyfahrer. Es gilt das Material, die Verpflegung und die Taktik auf die eigenen Voraussetzungen anzupassen.
- Seine persönlichen Fähigkeiten realistisch einschätzen und das Rennen entsprechend einteilen.
Foto: ZVG
Wir danken Ariane Lüthi für die spannenden Antworten.
Mehr Informationen zu Ariane Lüthi gibt es hier: Facebook, Twitter, Instagram und auf der Team Webseite.
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