Interview mit Cathia Schär
Foto: ©World Triathlon / Wagner Araujo
Die 22-jährige Triathletin aus Mézières im Kanton Waadt tastet sich kontinuierlich an die Weltspitze heran. An den Europameisterschaften 2023 gewann sie über die olympische Distanz die Bronzemedaille, und kurz darauf bestätigte sie dieses Resultat mit dem dritten Platz auch auf Weltniveau am Weltcup in Rom.
Cathia Schär, du hast in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht und dich nach erfolgreichen Jahren als Juniorin und U23-Europameisterin sofort in der Elite etabliert. Wie ist dir das gelungen?
Ich habe viel Freude am Sport. Seit meinem 10. Lebensjahr betreibe ich Triathlon und kann mir einen Tag ohne Schwimmen, Radfahren oder Laufen gar nicht mehr vorstellen. Ich muss mich nicht gross motivieren, ich mache es einfach. Aber natürlich arbeite ich hart und will das Beste aus mir herausholen. Dabei hilft mir mein Trainer Nicolas Montavon, der mich seit drei Jahren begleitet. Er setzt immer wieder neue Reize, die mich weiterbringen. Im Moment liegt der Fokus auf dem Schwimmen. Dort habe ich noch Defizite und ich möchte unbedingt zu den Ersten gehören, die auf das Rad wechseln. Dann habe ich keinen Rückstand auf die Konkurrenz (lacht).
Wie sieht eine typische Trainingswoche aus?
Das ist nicht so einfach zu sagen. Im Schnitt bin ich im letzten halben Jahr 30 Kilometer pro Woche geschwommen, etwa 250 Kilometer Rad gefahren und 55 Kilometer gelaufen. Je nach Trainingswoche sind es aber auch einmal mehr oder weniger.
Wie bereitest du dich auf die Olympischen Spiele in Paris vor?
Mit dem dritten Platz an den Europameisterschaften in Madrid und dem achten Platz bei der World Triathlon Championship Series in Hamburg habe ich die Selektionskriterien erfüllt. Ob ich definitiv nach Paris fahren kann, werde ich aber erst Anfang Juni wissen, wenn der Verband die Selektion bekannt gibt (Selektionsdatum ist der 6. Juni 2024; Anm. d. Red.). Mein Trainingsplan ist aber schon jetzt auf den Höhepunkt in Paris ausgerichtet. Das bedeutet, dass ich am 25. Mai in Cagliari auf Weltcupniveau starten werde, danach aber je nach Form nur noch kleinere und lokale Wettkämpfe als wichtige Tests mitnehme.
Hast du in Paris ein konkretes Resultat vor Augen?
Wenn ich starten darf, ist ein olympisches Diplom das Ziel.
Je erfolgreicher man ist, desto grösser werden die Erwartungen. Wie gehst du damit um?
Ich mache mir den Druck immer selbst und erwarte viel von mir. Deshalb fällt es mir manchmal schwer, nach einem Rennen glücklich zu sein. Ich finde immer eine Kleinigkeit, die hätte besser laufen können. Seit ich mit einem Mentaltrainer zusammenarbeite, hat sich das entspannt. Gemeinsam versuchen wir, den Wettkampf als Spiel zu sehen und eine «spielerische» Vorfreude zu entwickeln. Als hätte ich nichts zu verlieren. Diese Einstellung nimmt mir den Druck von den Schultern und gefällt mir sehr.
Triathlon ist eine sehr intensive Sportart, da man drei Sportarten gleichzeitig trainieren muss. Was rätst du Sportlerinnen und Sportlern, die mit dem Triathlonsport beginnen möchten?
Es ist der schönste Sport der Welt und ich freue mich, wenn neue Leute unseren Sport ausprobieren. Bei einem Wettkampf würde ich jedem raten, die Wechselzone gut im Griff zu haben, zu wissen, wo was ist und nichts zu vergessen. Auch die Übergänge zwischen den Sportarten sollte man gut üben, damit der Körper nicht durch die unterschiedliche muskuläre Belastung blockiert wird. Und wenn man gut schwimmt, hat man natürlich einen Vorteil und ist von Anfang an vorne dabei (lacht).
Gibt es einen Geheimtipp, den du uns verraten kannst?
Mein Geheimtipp ist eigentlich keiner, aber trotzdem wird ihm viel zu wenig Beachtung geschenkt: Die Vorbereitung und Planung des Renntages. Da ich früher oft nervös und gestresst war, habe ich mir eine Checkliste erstellt. Da steht alles drin, was ich an dem Tag brauche, wann ich wo sein muss und sogar meine Renntaktik.
Du bist noch sehr jung. Neben deiner sportlichen Karriere studierst du Wirtschaft an der FernUni Schweiz. Gibt es neben dem Triathlon noch Träume, die du verfolgen möchtest?
Im Moment dreht sich mein Leben komplett um den Sport. Und es würde mich sehr freuen, wenn ich auch nach meiner Karriere damit zu tun hätte. Aber das ist im Moment noch zu weit weg. Das Studium ist mir aber sehr wichtig, denn man weiss nie, wie lange man seinen sportlichen Traum leben kann.
Wir danken Cathia Schär für die spannenden Antworten.
Mehr Infos zu Cathia Schär gibt es hier.
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