Interview mit Florian Vogel
Foto: Loris Joseph Kaufmann
Vor 4 Jahren beendete Florian Vogel seine erfolgreiche Karriere als Mountainbike-Profi. Seither ist er als Läufer wettkampfmässig unterwegs. Und wie! Bei seiner Premiere am Zürich Marathon flog Vogel in 2:25:59 über die 42.195 km. Und über die Halbmarathon-Distanz steht seine Bestzeit mittlerweile bei 1:08:51.
Du warst jahrelang auf zwei Rädern im Weltcup unterwegs. Was hat dich dazu bewogen, es neu im Laufsport zu versuchen?
Schon während meiner Karriere als Mountainbike-Profi habe ich mir vorgenommen, irgendwann einmal einen Marathon zu laufen. Generell interessiere ich mich sehr für andere Sportarten und finde es faszinierend, welche unterschiedlichen Anforderungsprofile, Trainingsproblematik, Aspekte im Bereich Pacing, Taktik etc. mit sich bringen. So habe ich nach meiner Profikarriere hobbymäßig einige Skimountaineering-Wettkämpfe bestritten, mich im Sportklettern versucht (was ich derzeit etwas zurückgestellt habe, da ich etwas mehr Zeit in das Laufen investiere). Das alles betreibe ich zwar nur als Hobby, bringe aber aufgrund meiner sportlichen Vergangenheit sicher nicht die schlechtesten Voraussetzungen mit. Da versteht es sich von selbst, dass man auch in einer anderen Ausdauersportart ansprechende Leistungen erzielen kann.
Was würdest du mit dem Wissen von heute anders machen, wenn du das Rad der Zeit zurückdrehen könntest und nochmals im MTB-Weltcup starten würdest?
Ich würde beim Training weniger auf Quantität setzen und mich vom Umfang her in einem etwas niedrigeren Bereich bewegen. Ich würde auch versuchen, an Grossanlässe etwas lockerer heranzugehen. Das ist mir zum Beispiel bei meinen beiden Olympiateilnahmen zum Verhängnis geworden - ich wollte zu viel und war zu „verbissen“.
Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede gibt es bei den zwei Disziplinen in Bezug auf ein erfolgreiches Rennen?
Sowohl Laufen als auch Radfahren sind Ausdauersportarten, die eine hohe aerobe Kapazität erfordern. Im Gegensatz zum Laufen gibt es beim Radfahren jedoch kaum exzentrische Belastungen und der weitgehende Ausbleiben von Schlägen ermöglicht wesentlich höhere Trainingsumfänge als beim Laufen. Radfahren ist in dieser Hinsicht wie Schwimmen oder Rudern - man kann extrem hohe Trainingsumfänge absolvieren, ohne wirklich ein Verletzungsrisiko einzugehen.
Als Trainingstipp kann ich Läufern raten, den Umfang nicht nur durch mehr Laufkilometer zu steigern, sondern auch andere Ausdauersportarten zu integrieren, die den Bewegungsapparat weniger belasten. Das Radfahren bietet sich hier besonders an.
Welches sind in deinen Augen ganz grundsätzlich die wichtigsten Punkte, die zum Erfolg führen?
- Konstanz: wohl das Wichtigste in einer Ausdauersportart. Was so selbstverständlich klingt, ist nach meiner Erfahrung als Trainer der Punkt, an dem die meisten Hobbysportler scheitern!
- Verhältnismässigkeit: Ein weiterer Punkt, der für viele Athleten im Amateur- und Profibereich zur Falle wird. Kleinigkeiten wie Supplementen, dem richtigen Laufshirt, der neuen Raumschiffuhr oder anderen Gadgets wird viel Aufmerksamkeit und Zeit gewidmet und die wirklich wichtigen Dinge bleiben oft auf der Strecke. Ein Beispiel: Geld für irgendwelche Erholungsmassnahmen auszugeben, wenn man nur vier oder fünf Stunden pro Nacht schläft, ist einfach dumm!
Gibt es einen Geheimtipp aus dem Bereich Training, Material, Ernährung oder Erholung, den du uns preisgeben kannst?
„Nail the basics“ - Mach zuerst das Grundlegende richtig, wie beispielsweise Konstanz im Training, genügend Schlaf, gute Ernährung, genügend Erholung ;-)
Wir danken Florian Vogel für die spannenden Antworten.
Mehr Infos zu Florian Vogel gibt es hier.
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