Interview mit Julien Lyon
In Genf gibt es neben Julien Wanders einen weiteren talentierten Läufer namens Julien Lyon. Wir haben ihn mit folgenden Fragen konfrontiert:
In den letzten Jahren hast du einen stetigen Fortschritt gemacht und konntest im letzten Jahr für die Schweiz eine Goldmedaille im Team bei den Europameisterschaften gewinnen. Welches sind für dich die drei wichtigsten Punkte für deinen Erfolg?
- Der Traum
Als man mich mit 8 Jahren gefragt hat, was ich später werden möchte, habe ich mit "Laufprofi" geantwortet. Ich habe immer bereits davon geträumt und gehe davon aus, dass dies der ausschlaggebende Faktor für meinen Erfolg ist. - Der Mentor
Der Traum, die Ambitionen und die Motivation reichen leider nicht aus... Der Weg zum Erfolg ist lang und voller Hindernisse. Ich fiel einige Male in ein Motivationstief und habe mein Training unterbrochen und später wieder begonnen. Es ist entscheidend, gut trainiert zu werden. Mein aktueller Trainer, Tesfaye Eticha, hat mich hierzu in den letzten Jahren tatkräftig unterstützt. - Die Beharrlichkeit und die Regelmässigkeit
Seit rund zehn Jahren übe ich den Laufsport aus. Während diesen Jahren habe ich eine Vielzahl an Kilometern und strengen Trainings hinter mir. Dank dieser Arbeit bin ich nun dort angelangt, wo ich heute stehe.
Im Vergleich zu anderen Läufern nimmst du an ziemlich vielen Rennen teil. Kannst du uns dein wöchentliches Programm während den verschiedenen Phasen des Jahres aufzeigen? Wie viele Kilometer läufst du, auf welche alternativen Trainings greifst du zurück, wie viel Zeit schenkst du dem Krafttraining und der Erholung?
Ich habe dieses Jahr mehr Rennen bestritten, wobei die Mehrheit davon eher Trainingscharakter hatten. Diese Trainingswettkämpfe sollten mich auf allfällige Widrigkeiten und Stresssituationen im Hauptwettkampf vorbereiten.
Während dem Jahr laufe ich wöchentlich zwischen 140 und 200 Kilometer und dies aufgeteilt auf 10 bis 12 Trainings. Nebenbei gehe ich einmal ins Krafttraining und zu Beginn der Vorbereitung jeweils zweimal. Je näher der Wettkampf rückt, desto mehr investiere ich in Trainingseinheiten mit Wettkampfgeschwindigkeit.
Weiter schenke ich der Erholung sehr viel Aufmerksamkeit mittels einer Stunde Mittagsschlaf pro Tag und zwei Massagen pro Woche. Zurzeit übe ich keine alternativen Sportarten aus. Meine Wochen sind bereits gut gefüllt!
Dieses Jahr wirst du dich in Äthiopien vorbereiten. Welches sind deine Erwartungen und deine Herausforderungen?
Mein grosses Ziel für dieses Jahr sind die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London. Ich muss den Marathon in unter 2 Stunden 15 laufen, damit ich mich qualifiziere. Deshalb reise ich Anfang dieses Jahres nach Äthiopien, da die Winterverhältnisse in der Schweiz nicht optimal sind. In Äthiopien werde ich ideale Konditionen vorfinden; gute Wetterbedingungen mit angenehmen Temperaturen auf 2‘500 bis 3‘000 Metern Höhe, starke Trainingspartner und einen gesunden und ruhigen Lebensrhythmus ohne Stress.
Viele Läufer haben das Ziel in ihrem Leben einmal einen Marathon zu bestreiten. Welches sind deine drei wichtigsten Ratschläge für diese Sportler?
Ich ermutige jeden, egal ob Anfänger, Amateur oder Fortgeschrittener, mindestens einmal in seinem Leben an einem Marathon teilzunehmen. Dies ist die schönste Erfahrung, die ich je erlebt habe. Ein Marathon ist eine intensive Bündelung an Emotionen, an welche man sich sein ganzes Leben erinnern wird. Meine drei Ratschläge lauten: Sich während mindestens drei Monaten gezielt vorbereiten, schrittweise das Trainingsvolumen erhöhen und nicht seine Gewohnheiten wie zum Beispiel die Ernährung oder die Kleidung kurz vor oder während dem Marathon ändern. Wir danken Julien Lyon für die spannenden Antworten.
Foto: ZVG
Wir danken Julien Lyon für die spannenden Antworten.
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