Interview mit Nina Brenn
Je länger das Rennen, desto stärker wird Nina Brenn. Die erfolgreiche Multisportlerin und Mutter arbeitet nach wie vor 50% als Forstingenieurin und überrascht Jahr für Jahr mit herausragenden Leistungen an Multisportanlässen.
Deine Erfolge sind in Anbetracht dessen, dass der Sport nach Familie und Beruf «nur» dritte Priorität geniesst, schlicht fantastisch. Welches sind in deinen Augen die wichtigsten drei Punkte, die dich zu diesen Erfolgen führen und dein Leistungsniveau entwickeln lassen?
- Training: Ich bin ein Bewegungsmensch und mache Ausdauer/Multisport aus reiner Freude. Es gibt mir eine grosse Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, weshalb ich fast jeden Tag Sport mache. Über die fast 20 Jahre habe ich natürlich eine unheimlich gute Basis (und auch keine Abnutzungserscheinungen!) erarbeitet.
- Körperliche Voraussetzungen: Und dann habe ich sicher ein gewisses Talent für Multisport, bin in allen Disziplinen relativ gut und habe einen robusten Körper.
- Mental: Ich gehe nicht an ein Rennen, um es zu gewinnen, sondern einfach, um für mich an diesem Tag das beste Rennen zu machen. Das gibt mir mental eine grosse Gelassenheit und Lockerheit. Aber natürlich ist es auch ein gutes Gefühl ein Rennen zu gewinnen. Bei der Duathlon WM in Kopenhagen habe ich auf der 2. Laufstrecke realisiert, dass ich dieses Rennen gewinnen kann. Und dann war ich aber auch bereit, dafür wirklich zu kämpfen. Aber hätte es nicht zum Sieg gereicht, wäre mein Leben genau gleich weiter gegangen:-)
Training und Erholung gehören zusammen. Wie organisierst du dich, damit weder das eine noch das andere zu kurz kommt?
Die Erholung kommt bei mir zu kurz, respektive, hätte ich mehr Zeit, würde ich diese in die Erholung stecken. Grundsätzlich bedeutet Arbeiten (Büro oder Baustellenkontrolle) für mich Erholung. Dann arbeitet mein Kopf:-)
Und ich kenne meinen Körper sehr gut und kann auch spontan mal ein paar Trainings streichen, wenn ich realisiere, dass es zu viel wird.
Bei deinen langen Rennen gibt es viel Zeit zum Überlegen. Was läuft bei dir während der Belastung im Kopf ab? Wie reagierst du auf aufkommende negative Gedanken?
Bei langen Rennen konzentriere ich mich meistens auf mich und meinen Körper, das heisst, ich höre permanent auf mich, ob das Tempo passt, ob ich trinken/essen muss und konzentriere mich auf die Strasse. Und dazu nehme ich auch sehr viele Eindrücke von der Umgebung auf. Gerade Inferno und Gigathlon bieten landschaftlich natürlich sehr viel. Negative Gedanken (dass ich nicht mehr mag, müde Beine habe) schiebe ich einfach zur Seite. Man darf nicht darüber nachdenken, dass man eigentlich nicht mehr mag und aufhören viel einfacher wäre (dann kommt es nicht gut). Dann versuche ich auch mal einen Gang runter zu schalten, bis „die Krise“ vorbei ist, um dann wieder Tempo aufzunehmen.
Viele Sportler haben das Ziel, einmal im Leben einen Multisportanlass wie zum Beispiel den Inferno Triathlon zu bestreiten. Welches sind deine wichtigsten drei Tipps, damit es mit einer solchen Herausforderung klappt?
- Training: braucht’s natürlich sowieso:-) auch bei mir!
- Tempo: Ganz wichtig ist sicher, dass das Rennen eher moderat gestartet wird. Der Tag ist so lang, da kann man gegen Ende immer noch zulegen.
- Mental: Kleine Zwischenziele: wenn ich mit dem Schwimmen beim Inferno starte, denke ich nicht schon über die Laufstrecke nach. Ich teile mir das Rennen in viele kleine Etappen ein und denke jeweils gegen Ende der „einen kleinen Etappe“ über die nächste nach. Also wenn ich am Inferno auf die Laufstrecke gehe, dann denke ich nur bis Lauterbrunnen. Und wenn ich dann in Lauterbrunnen bin, kommt die nächste Etappe bis zur Abzweigung Trailweg. Nach dem Trailweg ist dann wieder eine Etappe bis Mürren usw.
Foto: ZVG
Wir danken Nina Brenn für die interessanten Antworten.
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