Janine Meyer im Datasport-Check
Fotos: Sportograf.com
Janine Meyer ist die beste aller Jedermann-Fahrerinnen. Mehr als 200 Radrennen hat sie bereits gewonnen! Anfang September gewann die 47-Jährige zum dritten Mal den Ötztaler Radmarathon – und stellte dabei einen neuen Streckenrekord auf.
Ötztaler Radmarathon
Das erste Mal nahm ich 2011 an diesem Rennen teil. Danach folgten noch einige Teilnahmen. Zuletzt (vor 2023) war ich 2016 dabei. Da ging es mir auf dem Timmelsjoch nicht gut und mein Mann und ich haben uns ins Gras gesetzt. Danach hatte ich eigentlich mit diesem Rennen abgeschlossen. Mein Mann und ein paar Freunde haben mich jedoch bestätigt und gemeint, dass der Ötzi eigentlich das perfekte Rennen für mich sei. Also kaufte ich ein Los und wurde auch direkt gezogen. Daraufhin nahmen mein Mann und ich dieses Vorhaben in Angriff. Bereits eine Woche vor dem Ötzi reiste ich 2023 zum Engadiner Radmarathon in die Berge (Höhe). Mein Mann, der damals verletzt war, tat alles, damit das Drumherum passte: Verpflegung, Rad etc. 2023 hatte ich dann den perfekten Tag und konnte mit grossem Vorsprung und neuem Streckenrekord gewinnen. 2024 und 2025 wiederholte ich meine Siege und konnte meinen eigenen Rekord weiter verbessern (2025: 7:22:32,4).
Trainingsphilosophie
Da mein Ehemann Michael Meyer mein Coach ist, habe ich das grosse Glück, dass er ganz nah an mir dran ist. Sollte eine geplante Einheit mal nicht zu meinem körperlichen oder seelischen Befinden passen, wird sie einfach abgeändert oder gestrichen. Das Wichtigste am Training ist für mich die Erholung, Regeneration und ausreichend Schlaf.
Trainingsalltag
Ich trainiere fast jeden Tag. Meistens gibt es zwei bis drei härtere Einheiten pro Woche. Montags habe ich Ruhetag. Ich entscheide, ob ich nur zur Arbeit hin- und zurückfahre oder ob ich nach der Arbeit noch gemütlich (meist allein) eine Stunde durch den Wald fahre und bei 90–100 Watt die Seele baumeln lasse.
Jahreskilometer
ca. 25.000–27.000 km
Der Schlüssel zum Erfolg
Ein richtig auf mich abgestimmtes Training, bei dem Reize gesetzt werden, bei dem ich aber auch genug Erholung habe. Wichtig dabei ist eine ausreichende Versorgung mit Kohlenhydraten während des Trainings. Beim Ötzi habe ich zum Beispiel 100–120 g Kohlenhydrate pro Stunde zu mir genommen. Das muss man allerdings im Training ausprobieren, um herauszufinden, ob man es verträgt, und entsprechend trainieren. Ich komme gut damit klar, die Kohlenhydrate überwiegend über die Trinkflaschen zu mir zu nehmen. Beim Ötzi hatte ich nur fünf Gels dabei.
Watt, Puls oder Gefühl?
Ich trainiere seit Jahrzehnten mit Wattzahlen und komme damit sehr gut klar. Gerade als Radmarathonfahrerin ist es wichtig, bei längeren Anstiegen nicht zu überpacen. Früher hatte ich immer einen Pulsgurt an. Mittlerweile trage ich ihn nur noch, wenn ich krank war und wieder langsam mit dem Training beginne, um zu schauen, ob es vielleicht noch zu früh ist. Ansonsten sagt mir der Puls nicht viel. Sollte der Wattmesser aber mal ausfallen, habe ich mittlerweile ein sehr gutes Körpergefühl und achte auf die Höhenmeter pro Stunde. Beim Kitzbüheler Radmarathon 2021 funktionierte mein Wattmesser von Anfang an nicht und ich bin trotzdem am Ende das Kitzbüheler Horn sehr gleichmässig hochgefahren.
Coach
Wie schon erwähnt, ist mein Ehemann Michael Meyer seit Jahren mein Coach. Das ist Fluch und Segen zugleich. Man muss hier strikt Ehe und Coaching voneinander trennen. Es läuft nicht immer alles perfekt, aber wenn Coach und Athlet so nah beieinander sind, kann man gut gegensteuern.
Beruf
Ich arbeite in Vollzeit als Bilanzbuchhalterin.
Meine Stärken
Ich kann mich gut auf etwas fokussieren und konzentrieren. Wenn eine Aufgabe erledigt ist, richte ich meine Aufmerksamkeit auf das Kommende und lege den Fokus neu.
Meine Schwäche
Meine Ungeduld, wenn etwas nicht sofort so funktioniert, wie ich es mir vorstelle. Dann kann ich auch schnell mal frustriert sein.
Tipps für Hobbyfahrer:innen
Ein gezieltes Training für die eigenen, gesteckten Ziele. Dabei aber genügend Ruhe- und Regenerationsphasen einbauen. Bei härteren Einheiten und im Rennen sollte man genügend essen und ausreichend Kohlenhydrate zuführen. Und am allerwichtigsten ist es, den Spass am Radfahren nicht zu verlieren und auch „loslassen” zu können und Tage ohne Radfahren zu geniessen.
Wintertraining
Intervalle fahre ich auf der Rolle, am Wochenende aber draussen. Wenn das Wetter passt, fahre ich meine Grundlageneinheiten draussen. Ich fahre allerdings auch bei Wind und Wetter mit dem Rad zur Arbeit (es sind aber auch nur 5,7 km).
Ernährung
Alles zu seiner Zeit: Bei harten Einheiten bzw. davor esse ich genügend Kohlenhydrate. Danach esse ich gerne Proteine. Gesunde Fette dürfen aber auch nicht fehlen. Wichtig ist einfach eine ausgewogene Ernährung, am besten drei Mahlzeiten am Tag. Ich tracke mein Essen, um eine Unterversorgung meines Körpers zu vermeiden. Netter Nebeneffekt: Ich kann mir auch genügend Leckereien gönnen, da ich einen hohen Grundumsatz habe.
Erholung
Das ist ganz besonders wichtig. Genügend Regeneration und Schlaf sind wichtig!
Tipps gegen den altersbedingten Leistungsrückgang
Dazu kann ich nicht viel sagen. Ich weiss auch nicht, wie lange ich noch auf diesem Niveau fahren kann. Irgendwann wird der Tag X kommen.
Geheimtipp
ESSEN, ESSEN, ESSEN – keine Angst vor Kohlenhydraten, die sind nicht böse.
Wir danken Janine Meyer für die spannenden Antworten.
Mehr Infos zu Janine Meyer gibt es hier.
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