Jon Kistler im Datasport-Check

24. October 2025

@Maxime Schmid

Der 22-jährige Zürcher Jon Kistler möchte die Schweiz bei den Olympischen Spielen in Milano Cortina in der neu aufgenommenen Sportart Skibergsteigen im Sprint vertreten.

Milano-Cortina

Diesen Winter ist Skibergsteigen zum ersten Mal Teil der Olympischen Spiele. In Bormio werden die beiden olympischen Disziplinen Sprint und Mixed-Staffel stattfinden. Die Aufnahme ins olympische Programm ist ein Meilenstein für meinen Sport und eine Teilnahme wäre für mich ein Traum, der in Erfüllung geht.

Trainingsalltag

Während des Sommertrainings trainiere ich auf dem Rennrad, zu Fuss oder mit den Rollskiern. Zweimal pro Woche gehe ich ausserdem in den Kraftraum im OYM. Im Winter besteht mein Training aus einer Mischung aus Schneetraining im Engadin und Lauftraining in Zürich. Während der Vorbereitungsphase sowie auch während der Saison absolviere ich einen grossen Teil der intensiven Einheiten auf der 400-Meter-Bahn.

Trainingsumfang

Ich trainiere meistens zwischen 10 und 20 Stunden pro Woche.

OYM

Seit 2024 trainiere ich im OYM als Teil der OYM-Intersport-Academy. Das verfügbare Know-how und die Infrastruktur im OYM haben mir vor allem im Bereich des Krafttrainings geholfen, einen grossen Schritt nach vorne zu machen. Alle zwei bis drei Monate absolvieren wir eine Testbatterie, um zu sehen, welche Bereiche mehr Aufmerksamkeit erfordern. So können wir das Training optimal planen.

Coach

Seit der vergangenen Saison werde ich von Christoph Schmid trainiert. Ich bin sein erster und bisher einziger Skimo-Athlet. Dank seiner langjährigen Erfahrung in Sportarten wie Leichtathletik und Langlauf ist es eine sehr spannende und erfolgreiche Zusammenarbeit.

Schlüssel zum Erfolg

Der Schlüssel zu meinem Erfolg ist ein gutes Umfeld und die Überzeugung, gemeinsam mit diesem Umfeld das Beste aus mir herausholen zu können. Dazu ist es mir wichtig, mich voll auf mein Hauptziel zu fokussieren. In einem Sport, der traditionell von Allroundern geprägt war, bedeutete das für mich, mich auf den Sprint zu spezialisieren, um mir die grösstmögliche Chance auf eine Olympiaqualifikation zu geben.

Material

Unser Material ist in erster Linie für den Aufstieg konzipiert. Um möglichst leicht zu sein, sind die Ski nur ca. 65 mm breit und 160 cm lang. Die Schuhe sind aus Carbon gefertigt und bieten eine sehr grosse Bewegungsfreiheit. Diese Freiheit ist der grösste Unterschied zu einer normalen Tourenausrüstung, da sie eine grössere und natürlichere Bewegung im Fussgelenk ermöglicht. Dafür haben sowohl die Ski als auch die Schuhe Nachteile bei der Abfahrt.

Laktat

Der Aufstieg in der Disziplin Sprint dauert etwas weniger als zwei Minuten und führt zu extrem hohen Laktatwerten. Die grösste Herausforderung ist es, trotz der „blauen Beine” saubere Fellwechsel und eine schnelle Abfahrt zu absolvieren. Auch taktische Entscheidungen, wie die Platzierung in der Wechselzone, werden mit steigendem Laktat schwieriger.

Studium

Neben dem Sport absolviere ich ein Teilzeitstudium im Fach Maschinenbau an der ETH. Die Kombination aus Studium und Sport ist für mich eine schwierige, aber auch spannende Herausforderung. Um mich optimal auf die Olympischen Spiele vorbereiten zu können, habe ich ein Urlaubssemester eingelegt.

Skibergsteigen vs. Skitourengehen

Der Unterschied zwischen Skibergsteigen und Skitourengehen liegt vor allem im Material und in der „Kultur”. Beim Skibergsteigen steht der Leistungssport im Vordergrund, daher liegt der Trainingsreiz im Mittelpunkt. Idealerweise kann man das mit einem schönen Gipfel oder einer schönen Abfahrt im Pulverschnee kombinieren. Aufgrund der Verhältnisse oder eines spezifischen Trainings trainiere ich jedoch häufig auch auf der Piste.

Flachländer im Bergsport

Früher war ich mit meiner Familie viel in den Bergen unterwegs. Von Skifahren bis Bergsteigen war alles dabei. Beim Skibergsteigen werden diese beiden Sportarten kombiniert und es wird zusätzlich in anderen Ausdauersportarten wie Radfahren trainiert. Genau das fasziniert mich an diesem Sport.

Stärke

Ich kann meine Leistung abrufen, wenn es darauf ankommt. Sobald der Lauf gestartet ist, kann ich mich sehr gut fokussieren und mache nur wenige Fehler.

Schwäche

Meine grösste Schwäche ist die Abfahrt. Da habe ich schon den einen oder anderen Platz hergegeben. 

Geheimtipp

Um Skitourenrennen als Leistungssport auszuüben, ist es nicht nötig, in den Bergen zu leben. Den grössten Teil des physischen Trainings kann man auch neben der Piste absolvieren und dieses Training dann in einigen Schlüsseleinheiten auf die Ski übertragen.