Wie lange halten Langlaufski?

28. November 2023

Foto: zVg Fischer

Ein guter Skatingski kostet rasch 500 Franken und mehr – ohne Bindung wohlverstanden. Wie lange die Lebensdauer ist, hängt von mehreren Faktoren ab.

 

Es gibt wohl kein anderes europäisches Land, in dem Langläufer so gut ausgerüstet sind wie in der Schweiz. Ähnlich wie im Triathlon fühlen sich viele ambitionierte Breitensportler rasch benachteiligt, wenn sie etwa beim Engadin Skimarathon nicht mit dem ultimativ neusten Modell am Start stehen.

Doch ist dieser Material-Kult nötig? Wie lange hält ein guter Skatingski, wann macht es Sinn, einen neuen zu kaufen, und vor allem, wie erkennt man, dass das alte Modell sein Leben ausgehaucht hat?

Viele Faktoren entscheiden

Fragen, die von zahlreichen Faktoren abhängen. Als erstes spielt die Bauweise eine gewichtige Rolle. Das Innenleben eines 250-fränkigen Einsteiger-Skatingskis unterscheidet sich massiv von demjenigen eines 700-Franken-Rennmodells. Ein teurer Ski besitzt einen hochwertigen Wabenkern aus Holz oder Synthetik oder eine Kombination aus beidem. Dazu kommen mehrere Schichten aus Fiberglas, Spezialholz und/oder Karbonfasern.

Neben der Bauweise spielen auch das Leistungsvermögen sowie die Konstitution des Sportlers eine Rolle. Bei einem 90-Kilo-Athleten wird ein Ski mit ganz anderen Kräften konfrontiert als bei einer 50-Kilo-Skaterin. Und auch die Lauftechnik beeinflusst die Lebensdauer. Wer als Einsteiger mit kleinen Schlittschuhschrittchen über den Schnee rutscht, nutzt seinen Ski kaum ab, egal ob Billigski oder Rennmodell. Kräftige und dynamisch laufende Sportler hingegen drücken den Ski bei jedem Abstoss durch, wodurch das Material irgendwann ermüdet, und die Spannkraft verloren geht.

 

Neben dem Verlust der Spannkraft erfährt ein Ski aber auch eine äusserliche Abnutzung. Durch den steten Druck beim Abstoss deformiert sich mit der Zeit der Belag, er wird rund und ist nicht mehr ganz eben, wodurch der Ski weniger gut führt. Bei einem Läufer, der beim Skiaufsatz immer sofort auf den Kanten steht, ist die Abnützung grösser als bei einem technisch versierten Läufer. Der Belag eines Topläufers deformiert kaum.

2000 Kilometer als Richtzahl

Mit rund 2000 Kilometern darf man beim Erwerb eines qualitativ guten Skis rechnen. Man rechne: Wenn ein Hobbysportler pro Schneetraining etwa anderthalb Stunden unterwegs ist und dabei 20-25 km absolviert, kann er rund 80-100 Einheiten absolvieren, bis er die erwähnten 2000 Kilometer erreicht hat. Und wenn er pro Saison 20-30 Schneetage schafft – was für einen Flachländer schon viel ist –, ergibt das eine Lebensdauer von rund 3-4 Jahren.

Allerdings müsste man noch etwas weiter differenzieren. Wenn viel auf Hartschnee oder eisigem Untergrund gelaufen wird – was in der Schweiz relativ häufig ist – nutzt sich der Ski schneller ab als bei Pulverschneeverhältnissen, wie sie in den nordischen Ländern üblich sind.

Rennski 20–30 mal im Einsatz

Im Rennsport ist die Lebensdauer noch einmal deutlich kürzer, da kommt ein Ski nur rund 20–30 mal zum Einsatz. Was aber nicht zwingend bedeutet, dass er danach unbrauchbar ist. Wenn ein Ski im Laufe seines Lebenszyklus’ Flex verliert, kann er bei guten Schneeverhältnissen immer noch als Trainingsski zum Einsatz kommen.

Und wie erkennt man, ob die Spannkraft der Ski noch den Ansprüchen genügt oder ein neues Modell fällig ist? Technisch gute Läufer spüren, dass Führung und Torsion der Ski vor allem bei harten Verhältnissen nachlassen. Alle anderen sollten den Ski vom Experten im Fachgeschäft beurteilen lassen. Erfahrene Verkäufer können die Vorspannung bereits mit blossem Druck grob interpretieren. Oder sie legen den Ski in Spezialgeräte ein, welche die Spannung überprüfen und Schwachstellen erkennen.

Karbon für Langlebigkeit?

Die Kunst im Skibau ist es, geschmeidige Laufeigenschaften zu erreichen bei gleichzeitiger Torsionssteifigkeit, was nicht ganz einfach ist, vor allem nicht bei allen Schneeverhältnissen. Kommt dazu, dass auch die Präferenzen der Anwender ziemlich unterschiedlich sind. Die einen bevorzugen eher gutmütige Ski, andere steife und aggressivere Modelle.

Beim Skibau kommt zunehmend Karbon zum Einsatz. Oft nur als Fasern in die inneren Schichten des Skis eingebaut, manchmal aber auch komplett um den Ski gewickelt. Das steife Karbon ist ermüdungsresistent und macht einen Ski daher langlebiger. Allerdings ist das dynamische Verhalten eines Skis äusserst komplex und nicht nur von der Steifigkeit abhängig. Deshalb gibt es auch Modelle, die eher im Neuschnee punkten und andere, die bei harten Verhältnissen ihre Stärken haben.

Skipflege verlängert Lebensdauer nicht

Die Pflege eines Skis hat grundsätzlich mit der Lebensdauer nichts zu tun. Denn die Spannkraft kann mit sorgfältiger Pflege weder verbessert noch erhalten bleiben. Die Gleiteigenschaft hingegen schon. Regelmässiges Wachsen pflegt den Belag und verbessert dessen Gleitverhalten. Läufer, die selbst wachsen, sollten aber aufpassen, mit dem Bügeleisen nicht zu lange an Ort und Stelle zu bleiben, denn das kann den Belag rund machen. Auch gelegentliches Schleifen hat einen positiven Einfluss auf den Belag sowie das Fahrverhalten, weshalb das von Zeit zu Zeit Sinn macht.  

Und ein letzter Tipp: Wer pro Saison mehr als 500 Schneekilometer schafft, ist mit einem zweiten Paar gut bedient, so kann man den alten Ski eher bei weichen Schneeverhältnissen einsetzen und den neuen bei harten und im Wettkampf.