Interview mit Dominic Lobalu & Markus Hagmann
Nach seinem Sieg beim Diamond-League-Meeting in Stockholm staunte die Fachwelt. Dominic Lobalu, der in der Schweiz als Flüchtling lebt, liess die Weltbesten ihres Fachs über 3000 m in 7:29.48 hinter sich. Ein solches Talent wie Dominic Lobalu hatte Markus Hagmann noch nie unter seinen Fittichen. Jetzt startet Lobalu auch in der Schweiz durch und ist der erste Leader des Circuit de Courses, der Westschweizer Stadtlaufserie mit der Corrida Bulloise, Escalade de Genève und Course de Noël in Sion.
Dein Weg zum Spitzenläufer war steinig. Kannst du uns erzählen, wie du in die Schweiz gekommen bist und Läufer wurdest?
Dominic Lobalu: Mit 9 Jahren musste ich als Waise aus dem Südsudan nach Kenia fliehen. Mit Laufen begann ich erst mit 15 Jahren in der Schule. Dies brachte mich ins IOC-Flüchtlingsteam, in welchem ich bis 2019 trainierte, bevor ich in der Schweiz nach einem Rennen um Asyl anfragte. Seit da bin ich hier und verfolge meinen Traum Spitzenläufer zu sein.
Kannst du uns erzählen, wie Dominic den Weg zu dir ins Training schaffte?
Markus Hagmann: Sein Weg führte über verschiedene Stationen schliesslich in ein Integrationscenter im Kanton St. Gallen. Vom betreuenden Mitarbeiter erhielt ich einen Anruf, Dominic wolle laufen. So fand er wenige Tage später den 1h45 langen Weg mit den ÖV nach St. Gallen zu mir ins Training.
Wie sieht eine typische Trainingswoche bei Dominic aus?
Dominic Lobalu: Eine typische Trainingswoche enthält zwei Intervalle, ein Longrun, zwei Erholungsläufe und zwei Krafttrainings. Am liebsten habe ich die schnellen Einheiten. Noch arbeiten muss ich im Kraftbereich. Das war neu für mich.
Markus Hagmann: Der Umfang beläuft sich auf durchschnittlich 70km, was viele Läufer und auch die Fachwelt erstaunt. Für uns stimmt das System, wie die erbrachten Leistungen zeigen. Ich denke, am meisten geniesst Dominic die harten Einheiten. Kaum ist er warm, kann er gewaltige Leistungen abrufen, was ihn oft selbst überrascht und zum Strahlen bringt. Das Einzige, was er nicht mag, ist Regen.
Welches sind eure 3 wichtigsten Trainingstipps für Hobbyläufer, so dass 2023 ein Erfolg wird?
Dominic Lobalu:
- Setz dir ein Ziel
- Erholung
- keine Ausreden
Markus Hagmann:
- Ein Ziel und ein dafür geeigneter Plan erleichtern das Training
- Triff dich mit anderen Läufern, lauf auf neuen Strecken
- Gönn dir für die Erholung eine Massage
Welches sind in euren Augen grundsätzlich die 2-3 wichtigsten Punkte, die zum Erfolg führen?
Dominic Lobalu: Als Läufer musst du Freude am Training haben und stetig trainieren. Auch darfst du die Erholung nicht vergessen.
Markus Hagmann: Laufen ist wie ein Bankkonto. Nur wer einbezahlt, kann am Tag X abheben. Jedoch soll dabei immer auf den Körper gehört werden. Mit Schmerzen zu trainieren ist ein No-Go.
Gibt es einen Geheimtipp, den ihr uns preisgeben könnt?
Dominic Lobalu: Einen Geheimtipp habe ich nicht, aber mir hilft es, nach harten Einheiten Proteine zu mir zu nehmen und viel zu schlafen. Weiter bin ich froh, dass mein Trainer mich gut kennt und mich mit den richtigen Trainings auf meine Ziele vorbereitet.
Markus Hagmann: Ich erlebe oft, dass Läuferinnen und Läufer sehr sehr viel trainieren, doch der Erholung keine Bedeutung schenken. Dies kann nicht gut gehen. Ebenfalls gehören Grundkraftübungen für den Rumpf sowie Stretching zu einem Läufer. Wird dies beachtet, sollte dem Ziel nichts im Weg stehen.
Foto: zvg
Wir danken Dominic Lobalu und Markus Hagmann für die spannenden Antworten.
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