Interview mit Sarah Frieden

27. September 2021

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Die 28-jährige Bernerin trotzte erfolgreich Nässe und Kälte und beendete das ohnehin schon anspruchsvolle Rennen in Zofingen mit 10 km Laufen, 150 km Rad und 30 km Laufen auf dem hervorragenden dritten Platz.
 
Wie hast du «deinen» Tag am Powerman Zofingen, den Duathlon Langdistanz-Weltmeisterschaften erlebt?

Es war wohl das Härteste, was ich je in meinem Leben gemacht habe. Eigentlich weiss ich immer noch nicht, wie ich es geschafft habe, überhaupt das Ziel zu erreichen. Ich musste mich so oft wieder motivieren, damit ich nicht aufgebe. Erschwerend kam hinzu, dass man immer wieder hörte, dass die eine oder andere Athletin aufgrund der absolut katastrophalen Wetterverhältnisse aufhören musste, was einem im Entscheid aufzuhören ja eigentlich unterstützen würde. In mir entstand je länger je mehr ein enormes Gefühlschaos.

Ins Rennen ging ich ohne grosse Erwartungen, da ich wusste, was für wahnsinnige Top-Athletinnen dort sein werden. Ich wollte einfach für mich mein bestes Rennen zeigen. Und plötzlich hiess es, du bist auf dem 3. Rang, möchtest aber eigentlich nur aufhören, weil du nicht weisst, mit welcher Kraft du noch 25km laufen sollst. Ich weiss wirklich nicht, wie ich es geschafft habe. Ich weiss nur noch, dass ich auf der letzten Laufrunde teils damit kämpfte, nicht in Ohnmacht zu fallen.

Dann war ich im Ziel, und ich konnte es nicht fassen, was ich geschafft habe. Es wäre ja schon genug gewesen dieses Rennen einfach zu beenden. Aber nein, es war ein 3. Platz an einer Weltmeisterschaft. Ich wusste, dieser Platz kann mir niemand mehr nehmen. Die ganze Kälte und die Schmerzen während dem Rennen haben sich so gelohnt und werden irgendwann wieder vergehen :-)

Was läuft bei dir grundsätzlich während einem Rennen im Kopf ab?

Ich denke eigentlich nicht viel. Ich bin wirklich voll dabei, mich mit mir im Rennen zu beschäftigen, dass ich genügend trinke und immer zu meiner Verpflegung komme. Was ich oft mache, ist rechnen. Wie weit ist es noch bis die nächste Runde vorbei ist, und ein wie grosser Bruchteil vom Rennen habe ich dann bereits absolviert, oder wie weit geht es noch, bis wieder eine Abfahrt kommt, und und und... Aber Gedanken, welche sich nicht genau um dieses Rennen drehen, habe ich wirklich nie. 

Welches sind für dich ganz allgemein die Schlüssel zum Erfolg?

Auch wenn es oftmals nicht so einfach ist, hör nie auf an dich zu glauben, denn ein positives Mindset trägt wahnsinnig viel dazu bei, erfolgreich zu sein. Zudem dürfen deine Träume gross und schier unerreichbar sein. 

Kannst du uns Einblick in deinen Trainingsalltag geben?

Mein Training sieht an keinem Tag gleich aus. Ich arbeite 80% bei einer Immobilienverwaltung in Bern. Zwei Mal pro Woche habe ich einen halben Tag frei. An diesen Tagen und am Wochenende trainiere ich am meisten. Sprich, meistens 2 Trainings oder eine lange Einheit. Am Montag ist oft ein ruhigerer Tag, während ich mich am Mittwochmittag immer für ein Intervalltraining einer Laufgruppe anschliesse, wo alle willkommen sind, egal wie jung, alt, gross, klein, schnell oder langsam sie sind. Darauf freue ich mich stets sehr, weil ich den Austausch dort mit den tollen Leuten enorm schätze. 

Gibt es einen Geheimtipp, den du uns preisgeben kannst?

Versuch es einmal mit Haribos während einem strengen Intervall :-) Ich schwöre darauf!